"Auf dem Weg zu 100 Prozent Erneuerbaren brauchen wir Brücken." Voith-Chef Lienhard fordert neuen Rahmen für Energiewende. (BILD)
Heidenheim (ots)
"Wenn die Energiewende funktionieren soll, brauchen wir neue Rahmenbedingungen." Voith-Chef Dr. Hubert Lienhard forderte auf dem Tag der Deutschen Industrie 2012 mehr Realismus in der Diskussion um die Energiewende: "Wir brauchen - auch wenn dies unpopulär ist - fossile Brückentechnologien, die die Energiewende möglich machen. Der direkte Wechsel zu hundert Prozent Erneuerbaren ohne eine Brücke ist aus meiner Sicht nicht machbar." Eine denkbare Brückentechnologie sind für Lienhard neue moderne Gaskraftwerke im Süden Deutschlands.
Auf einem hochkarätig besetzten Panel anlässlich des Tages der Deutschen Industrie 2012 mit Arndt Kirchhoff (CEO Kirchhoff Automotive GmbH), Dr. Heinrich Hiesinger (Vorstandsvorsitzender ThyssenKrupp AG) und Ulrich Harnacke (Partner Deloitte) plädierte Lienhard für einen Masterplan für die Energiewende. Derzeit arbeiteten 16 Bundesländer und zahllose Firmen, Gemeinden und Privatunternehmen in der ganzen Republik an "ihrer" Energiewende. "Wir brauchen einen zentral koordinierten Masterplan für die Energiewende in Deutschland und eine grundlegende Neufassung des EEG, die sinnvolle Anreize zur Einspeisung von Wind- und Solarenergie in die Netze schafft."
Der Voith-Chef wies auf die Bedeutung stabiler, bezahlbarer Energie für die deutsche Industrie hin. "Wir sind ein Industrieland und wir brauchen Strom in großen Mengen. Zuverlässig, rund um die Uhr. Auch nachts, auch an Tagen, an denen der Wind nicht weht. Zu Kosten, die wesentliche Technologien und Produktionsprozesse nicht in andere Länder treiben."
Hohe Strompreise machten Deutschland nicht nur unattraktiv für reife Branchen wie z. B. die Papierindustrie, sondern vor allem auch für energie-intensive Zukunftstechnologien. Als Beispiel nannte Lienhard Kohlefaser-verbundstoffe, die z. B. für ultraleichte Automobile der Zukunft gebraucht werden. "Es kann nicht sein, dass Unternehmen beginnen, angesichts Planungsunsicherheiten und hoher Energiekosten eigene Kraftwerke für ihren Betrieb zu bauen. Dies sind meiner Ansicht nach Verhältnisse, die für ein modernes Industrieland wie Deutschland nicht angemessen sind. Es ist nicht die Aufgabe der Industrie, die Energieversorgung sicherzustellen und als Kraftwerksbetreiber zu agieren."
Einen weiteren Schwerpunkt der Diskussion bildete die Konsolidierung der Staatsfinanzen. Lienhard warb für Verständnis und Unterstützung für die Fortsetzung des Konsolidierungskurses der Bundesregierung. "Der Sparkurs der Bundesregierung ist richtig. Wir müssen unbedingt daran festhalten. Wenn sichergestellt ist, dass Mehreinnahmen zum Abbau der Schulden verwendet werden, sehe ich persönlich eine große Bereitschaft, die Kanzlerin beim Abbau unnötiger Subventionen zu unterstützen."
Nicht nur in Deutschland - die seit Jahren anhaltende Verschuldungspolitik in Teilen des Euroraums müsse beendet werden, so Lienhard. "Genau wie Firmen und Privathaushalte müssen auch die Staaten mit ihren Budgets diszipliniert umgehen." Auch wenn dies ab und an anders wahrgenommen werde, habe vor allem Deutschland vom Euro profitiert. "Die Rückkehr einer starken D-Mark wäre meiner Meinung nach für Deutschland ein 'Worst-Case-Szenario'. Deshalb unterstütze ich die Kanzlerin und die Bundesregierung in ihrem beharrlichen Kurs, den Euro als starke gemeinsame Währung mit allen vernünftigen Maßnahmen, die zu Verfügung stehen, zu sichern. Es hilft uns nichts, jeden Tag über die 'Euro-Krise' zu schreiben und zu senden. Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit in der Eurozone müssen jetzt angegangen werden."
Voith setzt Maßstäbe in den Märkten Energie, Öl & Gas, Papier, Rohstoffe und Transport & Automotive. Gegründet 1867 ist Voith heute mit mehr als 40.000 Mitarbeitern, 5,6 Milliarden Euro Umsatz und Standorten in über 50 Ländern der Welt eines der großen Familienunternehmen Europas.
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