Das Bleibende in allen Veränderungen: Anwaltschaft für die Schwachen
Wechsel im Präsidentenamt des Deutschen Caritasverbandes
Peter Neher folgt Hellmut Puschmann
Freiburg (ots)
Als einen der "großen und anerkannten Repräsentanten" der Caritas hat Kardinal Karl Lehmann am Dienstag den scheidenden Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, Hellmut Puschmann, gewürdigt. Im Rahmen eines Festakts dankte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz im Namen aller Bischöfe Puschmann für die 33 Jahre seines Wirkens in der Caritas, davon 12 Jahre als deren Präsident. Der aus Dresden stammende Priester, der 1991 als eine der ersten Persönlichkeiten aus Ostdeutschland in ein Amt mit bundesweiter Verantwortung gewählt worden war, hatte sich nach zwei Amtsperioden nicht mehr zur Wiederwahl gestellt. Zu seinem Nachfolger wurde im Mai durch den Caritas-Zentralrat der Augsburger Diözesan-Caritasdirektor Dr. Peter Neher berufen.
Hellmut Puschmann habe sein Engagement in der Caritas stets mit einem Grundverständnis ausgeübt, "das mit dem fundamentalen Begriff Dienst gekennzeichnet werden" könne, betonte Lehmann. Stolz sei nach Puschmanns eigenen Worten keine christliche Tugend. Diese Haltung habe seine Tätigkeit sowohl während seiner Zeit als Verantwortlicher für die Caritas in der DDR als auch während seiner Präsidentschaft geprägt. Das Bemühen, die Caritas für die zukünftigen Herausforderungen aufzustellen, und der Anspruch der Kirchlichkeit seien bei ihm untrennbar miteinander verbunden gewesen.
Als die große Herausforderung für den Deutschen Caritasverband bezeichnete es Kardinal Lehmann, wie es ihm gelinge, Barmherzigkeit und Ökonomie miteinander zu verbinden und beide Elemente in einem Gesamtkonzept der Caritas zu integrieren. Das moderne Marktge- schehen und der Wettbewerb seien "den christlich geprägten Strukturprinzipien im Bereich des Gemeinwesens nicht grundsätzlich fremd". Die Caritas müsse aber auch "auf diejenigen schauen, die auf dem Markt nicht mithalten können", forderte Lehmann.
Eine "weise Entscheidung" ist für Lehmann die Wahl Peter Nehers, dem er die besten Voraussetzungen bescheinigte, "den künftigen Weg des Deutschen Caritasverbandes zwischen Barmherzigkeit und Ökonomie verantwortlich zu begleiten und zu bestimmen". Als Präsident könne er auf eine sehr breite und gediegene kirchliche Erfahrung "trefflich bauen", die sowohl die Seelsorge in der Pfarrei und im Krankenhaus als auch wissenschaftliche Qualifikation umfasse.
Eine Ausweitung seines Horizontes, so betonte der scheidende Präsident Hellmut Puschmann, sei es gewesen, "ein in langen Jahrzehnten gewachsenes System mit hoch spezialisierten und engagierten Menschen" kennen zu lernen, "die durch ihren Dienst täglich mehr als einer Million Menschen helfen, auf die man sich stützen kann und die voll engagiert sind". Anderen Menschen Möglichkeiten zum Leben und Handeln zu schaffen, das sei sein Bild von Kirche und so habe er seine Ämter immer verstanden. Eindrücklich appellierte er an die Caritas, sich die Mitwirkungswirklichkeiten in der Politik nicht nehmen und sich nicht "auf dem Altar einer scheinbar selbstregulierenden Pseudodemokratie des Marktes opfern zu lassen". Das Gemeinwohl, so Puschmann, dürfe nicht auf ökonomische Aspekte reduziert werden.
Die entscheidende Frage für die Caritas, so hob ihr neuer Präsident Peter Neher bei seiner Einführung hervor, sei nicht, "ob wir Veränderungen wollen oder nicht", sondern "ob wir bereit sind, Veränderungen mitzugestalten oder sie über uns ergehen zu lassen". Die 100-jährige Geschichte des Deutschen Caritas sei ein Beweis für die Bereitschaft zur aktiven Gestaltung von Veränderungen. Insofern verstehe er sich in der Kontinuität der Präsidenten Werthmann und Kreutz ebenso wie in jener von Georg Hüssler und Hellmut Puschmann.
Für die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege bedankte sich deren amtierender Präsident Manfred Ragati bei Puschmann für dessen Mitarbeit im Vorstand seit 1991 und hob besonders dessen Bemühungen um die Einführung der Pflegeversicherung während der Caritas-Präsidentschaft 1994 sowie 1999 um eine Gestaltung des europäischen Wettbewerbs- und Beihilferechts "im Interesse der Schwachen" hervor. Unerschütterlich, so Ragati, habe sich Puschmann in Deutschland zum Anwalt der Armen gemacht - "auch dann, wenn dies nicht politisch opportun erschien". Als Christ habe er den Auftrag der Bibel für seinen Lebensalltag angenommen, für die Armen und Schwachen in der Gesellschaft Partei zu ergreifen, "unabhängig davon, ob sie Asylbewerber, Flüchtlinge, Ausländer oder Deutsche sind".
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