Entavio: Kartellamtchef Böge wendet sich gegen Kritik von BLM || "Schuster, bleib´ bei Deinen Leisten"
Betzdorf (ots)
Kartellamtspräsident Ulf Böge hat sich gegen Kritik von BLM-Präsident Wolf-Dieter Ring gewandt, das Kartellamt verlangsame die Digitalisierung. Auf Druck der Untersuchungen hatte Pro Sieben Sat 1 vergangene Woche Abstand von der Verschlüsselung via die Dolphin-Plattform (jetzt: Entavio) genommen. Ring kritisierte, das Kartellamt sei nicht in der Lage, Vielfalt zu organisieren. "Es ist nicht die Aufgabe des Bundeskartellamtes, irgendetwas am Markt zu organisieren. Wir müssen darauf achten, dass es keine Kartellabsprachen gibt", erklärte Ulf Böge gegenüber Digitalmagazin, dem Branchendienst des Fachmagazins INFOSAT. Ungewöhnlich scharf wendet sich der Wettbewerbswächter dabei gegen jede Einmischung seitens der BLM: "Über Dinge, von denen ich nichts verstehe, würde ich nicht reden." Sein Kommentar: "Schuster, bleib´ bei Deinen Leisten."
Böge fordert den BLM-Chef auf, Klartext zu sprechen: "Wenn Herr Ring will, dass auf Basis eines derartigen Kartells die Verbraucher zur Kasse gebeten werden, dann soll er das sagen." Vielfalt kommt einzig und allein durch Wettbewerb zustande: "Wir haben nicht die Aufgabe, Vielfalt zu organisieren. Wir sorgen für Wettbewerb, und Wettbewerb führt zu Vielfalt." Rings Behauptung, Deutschland werde im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung zurückgeworfen, weist Kartellamts-Chef Böge zurück. "Das Kartellamt hält nicht die Digitalisierung auf, das ist völlig aus der Luft gegriffen", so Böge gegenüber Digitalmagazin. "Das wird selbst von den Betroffenen des Verfahrens nicht behauptet." Kenner der Szene wissen, dass ARD und ZDF seit über zehn Jahren digital auf Astra senden. Pay-TV-Neuling Arena stemmte innerhalb weniger Monate eine Bezahl-Plattform für sein Bundesliga Live-Angebot. "Faktum ist, dass wir eine Digitalisierung im Satellitenbereich haben, und zwar mit relativ hoher Geschwindigkeit", wendet sich Böge gegen Rings negative Sicht der Dinge.
Der Vorwurf, keine Kontakte zu den Medienanstalten aufgenommen zu haben, hat für Böge nichts mit dem Verfahren zu tun: "Die Aussage, man habe nicht mit den Medienanstalten gesprochen, geht an der Sache vorbei. Es handelte sich um ein Kartellverfahren, und da ist das Bundeskartellamt zuständig." Auch Kabelplattformen müssten nicht unter die Kartell-Lupe genommen werden: "Im Kabel haben wir keine Kartellabsprachen vorliegen, insofern ist der Vergleich völlig danebenliegend." Konfrontiert mit dem Vorwurf der Mittelstandsfeindlichkeit, stellt sich Böge auf die Seite der Verbraucher: "Unsere Entscheidung ist in jedem Fall verbraucherfreundlich. Dass sich andere TV-Anstalten einem Kartell hätten anschließen können, kann auch nicht im Sinne der Verbraucher sein."
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