Hanns-Seidel-Stiftung vergibt Förderpreis für Politische Publizistik
München. Die Hanns-Seidel-Stiftung hat gestern ihren traditionellen, mit insgesamt 5.000 Euro dotierten Förderpreis für Politische Publizistik vergeben. Aus allen Einsendungen zum Thema "Herausforderung: Einwanderung" wurden vier Texte (erster, zweiter Preis und zwei dritte Preise) prämiert. Der Wettbewerb richtet sich an alle Studierenden und Erstpromovierenden der deutschen Hochschulen, die jünger als 30 Jahre sind.
Die Preisträger erhielten ihre Preise aus der Hand der Vorsitzenden der Hanns-Seidel-Stiftung, Ursula Männle: "Ziel unserer Auslobung ist, den Dialog mit der akademischen Jugend anzuregen und sie zu ermutigen, sich differenziert, offen und politisch über aktuelle und grundlegende Fragen zu äußern. Ganz generell versuchen wir Themen aufzugreifen, von denen die junge Generation betroffen ist, die sich zu einer konstruktiven Auseinandersetzung eignen und eine breite Bearbeitung ermöglichen. Und das haben die Preisträger in im wahrsten Sinne ausgezeichneter Weise getan. Ich gratuliere herzlich."
Der Fachjury gehörten dieses Mal an Birgit van Eimeren, Leiterin Unternehmensplanung und Medienforschung beim Bayerischen Rundfunk, Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der Stern-Chefredaktion, Prof. Dr. Elke Mack, Lehrstuhlinhaberin für Christliche Sozialwissenschaft und Sozialethik, Universität Erfurt, Prof. Dr. Angela Schorr, Fakultät Psychologie, Pädagogische Psychologie, Medienpsychologie der Universität Siegen, Dr. Dirk Walter, Redakteur Bayern & Region beim Münchner Merkur, Dr. Susanne Schmid und Paula Bodensteiner, jeweils Referatsleiterinnen in der Akademie für Politik und Zeitgeschehen der Hanns-Seidel-Stiftung. Die Jury hatte sich ihrer Aufgabe mit großer Sorgfalt, viel Fleiß und Einfühlungsvermögen, Sachkompetenz und großem Teamgeist gestellt.
Erster Preis an Miriam Falter
Der erste Preis ging an Miriam Falter (Jahrgang 1992). Sie studiert an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Lehramt an Werkreal-, Haupt- und Realschulen, Geographie, Politikwissenschaft und Deutsch. Ihr Beitrag hat den Titel "Als Willkommenskultur ist die Schule wichtig! - Die Integration von Flüchtlingskindern in das deutsche Schulsystem, am Beispiel Heidelbergs". Darin betont Falter die entscheidende Rolle der Schulen bei der Integration, was in der öffentlichen Wahrnehmung eher unterzugehen drohe. Denn die schulische Integration geschehe weitgehend geräuschlos, wahrscheinlich, weil es wenige offensichtliche, dennoch aber schleichende Probleme unter der allgemeinen Wahrnehmungsschwelle gebe. Die Autorin plädiert dafür, "Zuwanderung" schnell zu einem Thema der Lehrerausbildung zu machen.
Votum der Jury:
"Eine überzeugende Abhandlung zur Thematik, die die Verantwortung des Lehrpersonals in den Schulen sowie generell den Bildungsaspekt in den Fokus der Einwanderungspolitik rückt. Ein Schlüsselbeitrag für gelingende Integration!"
Zweiter Preis an das Autorenteam Tilman Knop und Christian Mahler
Den zweiten Preis erhielt das Autorenteam Tilman Knop (Jahrgang 1995) und Christian Mahler (Jahrgang 1994). Beide absolvieren den Bachelor Studiengang Sociology, Politics & Economics an der Zeppelin Universität Friedrichshafen. In ihrem Beitrag "Ökonomische Herausforderungen der Flüchtlingskrise" skizzieren die beiden Integrationspolitik unter dem Aspekt volkswirtschaftlicher Herausforderungen. Um Zuwanderung zu einem "Gewinn" zu machen, benötige die Gesellschaft einen langen Atem. Zuwanderung habe aber ein "enormes ökonomisches Potenzial".
Votum der Jury:
"Sticht thematisch in der Gesamtschau der eingereichten Aufsätze hervor. Klare nachvollziehbare Argumentation, die sich nicht scheut, die Risiken der Einwanderung, aber auch die Chancen der Integration für die Gesellschaft aufzuzeigen. Analytisch und stilistisch sehr gute wissenschaftliche Abhandlung."
Zwei Dritte Preise an Johannes Hummel und Saurabh Divekar
Einen dritten Preis konnte Johannes Hummel (Jahrgang 1988) erzielen. Hummel studiert im Masterstudiengang Staatswissenschaft an der Universität Passau. Sein Beitrag hat den Titel: "Christliche Verantwortungsethik statt grenzenlosem Idealismus: warum wir nicht mehr Menschen aufnehmen dürfen, als wir integrieren können". Der Autor hält ein klares Plädoyer für die viel diskutierte "Obergrenze". Die schlüssigen, gut hergeleiteten Argumente dafür werden mit einer Vielzahl von Quellen und Zitaten belegt.
Votum der Jury:
"Klar in seiner Härte, sauber argumentiert. Eine flüssig geschriebene, lesenswerte Auseinandersetzung mit der Thematik, die zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen anregt."
Über den weiteren dritten Preis konnte sich Saurabh Divekar (Jahrgang 1987) freuen. Er studierte Germanistik an der Pune University in Indien und Deutsch als Fremdsprache an der freien Universität Berlin, zuletzt arbeitete er an seiner Dissertation "Behandlung der Geschichte in Deutsch als Fremdsprache" an der Jawaharlal Nehru Universität in Neu Delhi.
"Wo bleibt die politische Mitte?" lautet der Titel seines Beitrags. Klar und eindringlich schildert der Autor den Umgang mit der Flüchtlingskrise in Deutschland aus seiner Warte. Seine persönliche Schilderung beendet er sehr konsequent mit Lösungsansätzen, wie man sowohl individuell als auch institutionell (vor allem in der medialen Berichterstattung) Ausgrenzung vermeiden kann, um eine liberale, tolerante Gesellschaft zu bewahren.
Votum der Jury:
"Facettenreiche, bildhafte Darstellung persönlicher Eindrücke um die Thematik Einwanderung in der deutschen Gesellschaft. Ein authentischer Beitrag, der als einziger den Blick von außen wagt."
Den festlichen Rahmen der Verleihung bildete eine Lesung von
dem Dichter, Schriftsteller, Literaturvermittler, Islamwissenschaftler, Übersetzer und Journalisten Nefvel Cumart über "Zu Hause in der Fremde". Der Bundesverdienstkreuzträger Cumart, geboren 1964 in Lingenfeld (Rheinland-Pfalz), wuchs in Stade (Niedersachsen) auf und studierte ab 1986 Turkologie, Arabistik, Iranistik und Islamwissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg, wo er auch lebt. Seine Eltern kamen vor 65 Jahren mit den ersten türkischen Gastarbeitern nach Deutschland. Heute zählt er mit 18 Gedichtbänden zu den produktivsten und kreativsten Lyrikern seiner Generation in der Bundesrepublik.
Für die musikalische Umrahmung der Feier sorgte die Band "Jisr", was auf deutsch "Brücke" heißt. Die beiden syrischen Interpreten, Abathar Kmash und Ehab Abou Fakhir, flohen im Frühjahr 2016 aus ihrer Stadt Al-Suweida nach Deutschland. Zuvor an der Musikhochschule in Damaskus professionell ausgebildet, hatten die beiden Künstler nur eine Violina und eine Oud-Laute im Gepäck, als sie in München ankamen. Hier lernten sie den marokkanischen Musiker Mohcine Ramdan kennen. Aus dieser Zufallsbekanntschaft entstand eine Gruppe, die zwischen Orient und Okzident musiziert. In kürzester Zeit schlugen sie hier künstlerische Wurzeln und gaben bereits etliche Konzerte.
Hinweis: Die Sieger-Texte sowie besonders ausgewählte Beiträge werden demnächst von uns veröffentlicht (Print und online).
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