ots.Audio: "Science Kids - Kinder entdecken Gesundheit" - Bundesweit einmaliges Projekt in Baden-Württemberg - Grundschüler begreifen Ernährung und Bewegung - Pilotphase mit 70 Klassen jetzt abgeschlossen
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Stuttgart (ots)
Anmoderation: Experten schlagen Alarm: Deutschlands Kinder sind zu dick - und das macht sie krank. Wenn nicht sofort, dann wahrscheinlich in späteren Jahren. In Baden-Württemberg haben die AOK und das Kultusministerium jetzt einen neuen Ansatz entwickelt, um dagegen vorzugehen. Das bundesweit einmalige Projekt heißt "ScienceKids - Kinder entdecken Gesundheit". Den Hintergrund erklärt AOK-Vorstandschef Dr. Rolf Hoberg:
1. O-Ton Dr. Rolf Hoberg: Diabetes, Gelenkschäden, Haltungsschäden im höheren Alter sind angelegt in unzureichender Kenntnis darüber, wie Ernährung und Bewegung von frühester Kindheit an zusammen spielt. Davon ausgehend beunruhigt uns zutiefst, dass heute 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig sind. Dort tickt wirklich eine Zeitbombe. (0:24)
Um die Explosion dieser Zeitbombe zu verhindern, sind im Projekt "ScienceKids" neue Unterrichtsmaterialien für die Grundschule entwickelt worden. Die Kinder sollen ohne erhobenen Zeigefinger und mit viel Neugier und Spaß an die Themen Bewegung und Ernährung herangeführt werden. Georg Wacker, Staatssekretär im baden-württembergischen Kultusministerium:
2. O-Ton Georg Wacker: Durch die "ScienceKids"-Materialien erhalten die Lehrkräfte ein Handwerkszeug, das es ermöglicht, die Bereiche Bewegung und Ernährung systematisch auf kindgemäße Weise zu thematisieren. Es muss auch so gestaltet werden, damit die Kinder auch Freude haben, sich mit diesem Themenfeld auseinander zu setzen, und es nicht als schulische Pflicht verstehen. (0:20)
Wie das am besten funktioniert, haben die Fachleute gemeinsam mit Grundschülern herausgefunden. Professor Lissy Jäkel von der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg berichtet von einem Experiment zum Thema Energie:
3. O-Ton Prof. Dr. Lissy Jäkel: Wie lange muss ich auf einem Fahrrad-Ergometer strampeln, um die Energie umzusetzen, die ich mit einer Schokoschnitte aufgenommen habe, und wie lange muss ich auf einem Fahrrad-Ergometer strampeln, um die Energie eines Stücks Apfel umzusetzen? Die Kinder waren schwer erstaunt und haben deutlich mehr gelernt zum Beispiel über diesen so abstrakten Begriff "Energie", als wenn man das theoretisch und trocken und auf Papier abhandeln würde. (0:18)
In einigen Pilotschulen haben auch Schüler-Mentoren bei der Projektarbeit mitgemacht. Sechstklässler Patrick (von der Kirbachschule in Sachsenheim-Hohenhaslach) erzählt von begeisterten Reaktionen der Grundschüler:
4. O-Ton Patrick: Bei unserem Projekt haben wir auch Fangen gespielt, da haben sie sich richtig gefreut. Das mit dem Herz, das hat also manche richtig begeistert, dass das Herz sich bewegt, die haben sich da richtig drüber gefreut. Das Hauptthema ist ja schon ausgewogene Ernährung. Also manchmal kommen sie auch noch zu uns und fragen: "Ist das jetzt gut?" Ich glaube, sie haben schon was draus gelernt. (0:20)
Dass die Themen Gesundheit und Ernährung nicht nur als Eintagsfliegen in der Schule auftauchen dürfen, sondern dauerhaft Teil des Schulalltags sein müssen, davon ist Pilot-Lehrer Rainer Graef überzeugt. Deshalb hat der Konrektor an seiner Schule die Fünf-Minuten-Toilettenpausen abgeschafft und stattdessen eine 15-Minuten-Frühstückspause eingeführt. Und der Gesundheits-Erfolg, findet er, bestätigt die Entscheidung:
5. O-Ton Rainer Graef: Es ist schon so, dass Kinder sich beobachten und sagen: "Guck mal, ich hab hier so ein tolles Käsebrötchen mit Paprika", also die Kinder wollen mit der Zeit wirklich auch das gesunde Frühstück essen und schauen dann eher komisch, wenn mal einer was hat, das vielleicht nicht so gesund ist. (0:14)
Abmoderation: Das Projekt "ScienceKids - Kinder entdecken Gesundheit" geht jetzt von der Pilotphase über in die flächendeckende Umsetzung. Start ist mit einem Kongress in Stuttgart, bei dem 150 Lehrerinnen und Lehrer von dem Konzept überzeugt werden sollen - damit möglichst viele Schulen in Baden-Württemberg mit einsteigen, so hoffen das Kultusministerium und die AOK.
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