"Das Musikerleben ist ein sehr unübersichtliches und eines, das nicht stillhält. Ich glaube, das ist der größte Stressfaktor!"
Interview mit "Wir sind Helden"-Frontfrau Judith Holofernes
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Stuttgart (ots)
Anmoderation:
Kennen Sie das auch? Sie stehen jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit im Stau, kommen auf den letzten Drücker zur Arbeit und der Tag beginnt schon mit Stress pur. Dann geht es Ihnen wie ziemlich vielen Baden-Württembergern. Eine forsa-Befragung im Auftrag der AOK Baden-Württemberg hat jetzt ergeben, dass viele Badener und Schwaben, die für ihren Arbeitsweg 30 Minuten oder mehr benötigen- über Stress klagen. Für 43 Prozent der Befragten bleiben dabei Hobbies und Sport auf der Strecke und 31 Prozent sagen, dass sie durch das Pendeln ihre Familie und ihre Freunde vernachlässigen. Auch Sängerin Judith Holofernes kennt das nur zu gut. Die 41-Jährige wurde mit der Band "Wir sind Helden" bekannt, und spricht am kommenden Dienstag (17.04.) im Stuttgarter Theaterhaus in einer Talkrunde zum Thema Stress. Wir haben uns mit der Musikerin im Vorfeld über ihre Art der Stressbewältigung unterhalten.
1. Judith Holofernes, Sie sind im Sommer wieder unterwegs und spielen gleich auf mehreren Festivals. Jeden Tag eine andere Stadt, jeden Tag ein anderes Hotel, dazwischen lange Fahrten mit dem Tourbus. Wie stressig ist das Leben eines Popstars? Das Musikerleben ist gleichzeitig sehr, sehr lustig, aber auch sehr fordernd um einmal nicht stressig zu sagen. Ich glaube, das, was uns am meisten Stress macht, ist etwas, was man so von außen gar nicht denken würde, nämlich ganz schlicht die Tatsache, dass bei uns kein Tag so aussieht wie der andere, sondern dass unser Beruf aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Tätigkeiten besteht, die sich zum Teil in erheblichem Maß auch widersprechen. Also, es ist einfach ein sehr unübersichtliches Leben und eins, das nicht stillhält und das eigentlich keine Lernprozesse und schlauer werden zulässt. Ich glaube, das ist der größte Stressfaktor. (0:46)
2. Wie gehen Sie persönlich mit Stress um? Ich benutze auf jeden Fall das Songwriting unbewusst und inzwischen halb bewusst auch, um mit Sachen besser klar zu kommen. Das Thema Arbeit und Druck und Stress kommt da natürlich immer wieder mit rein und ich finde das immer wieder ein faszinierendes Thema. Ich habe selber unheimlich viel damit zu tun - gehabt - und hab immer noch sehr viel damit zu tun und hab da einige persönliche Dämonen schon im Prinzip ausgetrieben, indem ich sie im Songwriting gezähmt habe. (0:33)
3. Unsereins denkt ja oft, dass Musikern durch ihr Management viele Entscheidungen abgenommen werden. Aber ganz so stressfrei ist Ihr Alltag sicher nicht, oder? Wir haben auch ganz viele Entscheidungen zu fällen. Ein ganz großer Teil unseres Berufes ist auch Büro und Mails lesen und Entscheidungen treffen - was will ich, was will ich nicht machen - und muss dann immer Sachen zusagen, die in fünf Monaten stattfinden, und im dem Monat sieht "in fünf Monaten" eigentlich noch sehr aufgeräumt aus, was dann natürlich - wenn man dort angekommen ist - fast nie mehr so ist. (0:31)
4. Wie sehr beeinflusst Ihre Auseinandersetzung mit Stress auch Ihre Musik? Werden wir in Stuttgart auch einige Lieder, die vom Thema inspiriert sind, live hören können? Jetzt gerade auf meinen Soloplatten, gerade meinen letzten beiden Platten, gibt es viele Songs die zu tun haben mit Müdigkeit und Erschöpfung, mit Stress aber auch mit der Totalverweigerung. Und da werde ich auf jeden Fall auch 1, 2, 3 Songs zum Besten geben. (0:19)
Abmoderation:
Musikerin, Songschreiberin und Autorin Judith Holofernes zum Thema Stress im Alltag eines Kreativschaffenden. Am 17. April wird sie gemeinsam mit Deutschrocker Heinz Rudolf Kunze in der Sprechstunde im Stuttgarter Theaterhaus Rede und Antwort stehen. Beide geben persönliche Einblicke - und natürlich wird es auch Live-Auftritte der beiden geben. Karten gibt es noch an der Abendkasse des Theaterhauses Stuttgart - oder online unter www.sprechstunde-im-theaterhaus.de
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