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Schlöndorff: "Gefahr, dass man Studio Babelsberg aushungert"
Berlin (ots)
Der Regisseur Volker Schlöndorff befürchtet das Ende der Film- und Fernsehproduktion im Studio Babelsberg.
Nachdem die Firma Kino Bidco, eine 100-prozentige Tochterfirma der Cinespace Studios des US-Unternehmens TPG Real Estate Partners, das Potsdamer Studio Anfang des Jahres als Hauptanteilseigner übernommen hat, finden dort kaum noch Dreharbeiten statt. Der Regisseur und ehemalige Geschäftsführer des Studios Babelsberg, Schlöndorff, sagte dazu am Donnerstag bei rbbKultur: "Die Gefahr, dass man das Studio Babelsberg aushungern oder an die Wand fahren will, besteht."
Eine andere Erklärung sei, dass die Firma Kino Bidco neu auf dem deutschen Markt sei und sich nicht genug um Akquise gekümmert habe. Das könne er sich aber nicht recht vorstellen, so Schlöndorff. Möglicherweise sei Bidco vor allem an den Immobilien von Studio Babelsberg interessiert. Das Beunruhigende sei, so Schlöndorff, dass gar kein Ansprechpartner von Kino Bidco für das Studio Babelsberg aufzutreiben sei.
Einige Aktionäre haben gegen den Mehrheitsaktionär Kino Bidco geklagt, die Klagen richten sich unter anderem gegen den Verlust der Unabhängigkeit des Studios. Am Dienstag hat das Oberlandesgericht Brandenburg nun in einem Beschluss ein erstes Signal für das Hauptverfahren gegeben: Der sogenannte Beherrschungsvertrag kann in seiner jetzigen Form ins Handelsregister eingetragen werden.
Schlöndorff bedauert, dass das Gericht den Aktionären nicht recht gegeben habe. "Das ist insofern ein Signal, dass der Kaufvertrag, so wie er besteht und wie ihn keiner von uns kennt, dass der erst mal gültig ist. Das ist genau die Befürchtung, die wir hatten, nach über 30 Jahren Kampf um das Studio und hunderte von Millionen von Subventionen, die in Erneuerung investiert worden sind, dass das alles den Bach runtergeht."
Solange der Betreiber Kino Bidco keine Ambitionen zeige, Studio Babelsberg für Filmproduktionen zu nutzen, glaubt Volker Schlöndorff auch nicht, dass Filmförderprogramme helfen können. "Ich glaube, da kann man nicht von der öffentlichen Hand reingehen. Die Filmförderung hat dem Studio erlaubt, über Jahrzehnte zu leben. Vor allem im Konkurrenzkampf mit anderen europäischen Studios war es gut, wenn mit öffentlichem Geld Produktionen angelockt werden konnten. Das genügt im Augenblick nicht und ich glaube, da sind wir ziemlich machtlos."
Das Studio Babelsberg gilt als ältestes Großatelier-Filmstudio der Welt und ist das größte Filmstudio Europas: Zahlreiche internationale Kinofilme und Serien wurden hier gedreht. Bislang wurden Produktionen von Studio Babelsberg mit insgesamt 15 Oscars in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet, darunter Filme wie "Der Pianist", "Der Vorleser", "Inglourious Basterds", "Grand Budapest Hotel" und "Bridge of Spies". Im vergangenen Jahr feierte das Studio Babelsberg sein 110-jähriges Bestehen.
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