Oxfam besorgt über Festhalten der USA an Baumwollsubventionen
Berlin / Genf (ots)
Die internationale Entwicklungsorganisation Oxfam ist besorgt über die Absicht der Vereinigten Staaten von Amerika, ihr massives Baumwollsubventionsprogramm zu verteidigen, das wesentlich für soziale Not von Millionen afrikanischer Baumwollbauern verantwortlich ist.
Die USA haben gestern Berufung gegen ein WTO-Schiedsgerichtsurteil eingelegt, das die Mehrheit der US-Baumwollsubventionen für unrechtmäßig erklärt.
In einem neuen Bericht legt Oxfam detailliert dar, wie US-Subventionen die Überproduktion von Baumwolle stimulieren, das Dumping der Überschüsse auf dem Weltmarkt ermöglichen und dabei den Lebensunterhalt von armen Bauern in Entwicklungsländern gefährden. Die Veröffentlichung des englischsprachigen Berichts "Finding the Moral Fiber: Reform Needed for Fair Cotton Trade" ist Teil von Oxfams "Make Trade Fair"-Kampagne. Oxfam fordert die USA auf, ihre Agrarprogramme zu reformieren und das Dumping zu stoppen.
"Die Berufung erweckt ernste Zweifel, ob die USA wirklich beabsichtigen, ihre unfaire Baumwollindustrie zu reformieren", sagt Celine Charveriat, Leiterin des Büros von Oxfam International in Genf. "Der Fall des US-Dumpings ist klar und eindeutig und von der WTO bestätigt. Im Julipaket der Genfer WTO-Gespräche haben die USA zugestimmt, 'ehrgeizige' Reformen der Baumwollsubventionen durchzusetzen - diese Berufung nun ist ein Schlag ins Gesicht dieses Übereinkommens."
In einer von Brasilien erhobenen Klage, die von anderen Entwicklungsländern unterstützt wird, urteilte das WTO-Schiedsgericht im September, dass jährliche US-Baumwollsubventionen in Höhe von US $ 3,2 Mrd. und Exportkredite in Höhe von US $ 1,6 Mrd. (für Baumwolle und andere Rohstoffe) gegen WTO-Recht verstoßen.
"Die USA benutzen das Streitschlichtungssystem der WTO mehr als jedes andere Mitglied. Die USA haben nicht nur eine moralische Verpflichtung, das Baumwoll-Dumping zu stoppen, sondern es ist auch in ihrem eigenen Interesse, die WTO-Schiedssprüche zu befolgen, " so Celine Charveriat.
Oxfam schätzt, dass das US-Dumping für arme, Baumwolle anbauende Länder Afrikas zwischen 2001 und 2003 einen Verlust von fast US $ 400 Mio. verursacht hat. Der neue Bericht erschüttert zudem den Mythos, dass Agrarsubventionen kleinen US-Farmern helfen. Er zeigt auf, dass 10 % der größten Baumwollfarmen in den USA sagenhafte 78 % der Subventionen erhalten.
In "Finding the Moral Fiber..." fordert Oxfam die USA auf, umgehend den WTO-Schiedsspruch umzusetzen und neue Gesetze für ein Ende des Dumpings auszuhandeln. Dies würde den Millionen von Bauern in armen Ländern helfen, deren Lebensunterhalt von Baumwolle abhängt.
"Ihr müsst den Amerikanern sagen, dass wir alle in einer Welt leben. Sie sind unsere Brüder, wir brauchen einander, " sagt Nicodeme Biwando, ein Baumwollfarmer aus Burkina Faso, der im Oxfam-Bericht zitiert wird. "Ihre Art, Dinge zu tun, ist nicht gut, weil sie uns davon abhält, vorwärts zu kommen. Mögen sie eine Lösung finden, dass wir alle zusammen, sie und wir, Fortschritte machen können."
*** Einige Fakten aus dem Bericht:
- Die Vereinigten Staaten geben regelmäßig bis zu US $ 4 Mrd. für Subventionen im Baumwollsektor aus. Das ist mehr als das Bruttoinlandsprodukt von Benin, Burkina Faso oder Tschad.
- Die USA geben dreimal soviel Geld zur Stützung ihre heimischen Baumwollindustrie aus, wie für Entwicklungshilfe für Afrika in einem Jahr. -Baumwolle ist eines der meisten angebauten Landwirtschaftsprodukte in Entwicklungsländern.
- Der Lebensunterhalt von zehn Millionen Familien in West-Afrika hängt von der Baumwolle ab. -Baumwollproduktion in den USA ist ein Netto-Zuschussgeschäft. Zurückhaltende Schätzungen von Wirtschaftsexperten besagen, dass die US-Subventionen und -Überproduktion den Weltmarktpreis für Baumwolle um durchschnittlich zehn Prozent senken. Daran scheitern arme afrikanische Bauern, die mit der subventionierten Baumwolle nicht konkurrieren können.
- Über 75 Prozent der ärmsten Bevölkerung weltweit, die weniger als einen Dollar am Tag verdienen, leben von der Landwirtschaft. Sie sind zu arm, ihre Kinder zur Schule zu schicken, Arzneimittel zu kaufen oder für genug Essen auf dem Teller zu sorgen, weil die Regeln des Welthandels sie benachteiligen.
Weiter Informationen: Romain Benicchio (Genf), +41 22 321 23 72, +41 79 79 79 990 Laura Rusu (Washington DC), +1 202 496 3620, +1 202 459 3739 Jörn Kalinski (Berlin), +49 30 428 50 623, +49 171 83 606 31
Der Oxfam-Bericht "Finding the Moral Fiber: Reform Needed for Fair Cotton Trade" ist erhältlich unter http://www.oxfam.org. Weitere Informationen auch unter: www.maketradefair.com.
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