Oxfam: Zivilbevölkerung in Darfur völlig unzureichend geschützt
Berlin/Nairobi (ots)
Die internationale Staatengemeinschaft hat bisher nicht genügend getan, um die Zivilbevölkerung in Darfur zu schützen, mahnt die internationale Hilfsorganisation Oxfam heute. Zu den unvorstellbaren Gräueltaten der Vergangenheit kommen täglich neue hinzu.
Jeden Morgen beginnt für fast zwei Millionen Menschen in hunderten von Flüchtlingslagern und Städten überall in Darfur ein weiterer Tag der Bedrohungen, Raubüberfälle und Misshandlungen. Jede Woche gibt es Berichte von Frauen und Mädchen, die beim Wasser holen oder Feuerholz sammeln zusammengeschlagen oder vergewaltigt wurden. Viele sterben an den Folgen dieser Grausamkeiten. Angesichts dieser Gewaltexzesse müssen die internationale Gemeinschaft und die Konfliktparteien dringend ihre Anstrengungen zum Schutz der Zivilbevölkerung in Darfur verstärken.
"Ich bin kürzlich von einer 1000 km langen Reise durch Süd- und West-Darfur zurückgekehrt," so Adrian McIntyre, Oxfam-Mitarbeiter im Sudan. "Das Ausmaß der Gewalt und des Leidens dort ist entsetzlich. In der Provinz Wadi Salih durchstreifen bewaffnete Milizen das Gelände und versetzen die Flüchtlinge in Angst und Schrecken. Die Menschen sind in den Lagern und Städten, in denen sie Zuflucht gesucht haben, praktisch gefangen. Männer können diese Siedlungen nicht verlassen, aus Furcht, getötet zu werden. Die Frauen stehen vor dem qualvollen Dilemma, abzuwägen zwischen der Notwendigkeit, Wasser und Feuerholz zum Kochen zu holen, und der Gefahr, dabei vergewaltigt zu werden."
Die Mission der Afrikanischen Union (AU) spielt in Darfur eine zentrale Rolle bei der Beendigung der Gewalt gegen die Zivilbevölkerung. Oxfam-Mitarbeiter in Kebkabiya berichten, dass die sichtbare Präsenz von Waffenstillstandsbeobachtern und Truppen der AU zu einer Verbesserung der Sicherheitslage in dieser Stadt in Nord-Darfur geführt hat. Das Ausmaß der Krise geht jedoch weit über die gegenwärtige Kapazität der AU-Mission hinaus.
Bisher ist nur die Hälfte der im Oktober 2004 versprochenen 3.320 Einsatzkräfte eingetroffen. Die AU-Mission wird durch den Mangel an Finanzierung, logistischer Unterstützung, Kommunikationsausrüstung, Unterkünften und Transportkapazität ernsthaft behindert. Die AU war überhaupt noch nicht in der Lage, einige der Orte, an denen die Zivilbevölkerung am stärksten bedroht wird, zu inspizieren. Hunderttausende Menschen sind daher den Angriffen nach wie vor schutzlos ausgeliefert.
"Wir haben beobachtet, dass dort, wo die AU präsent ist, die Gewalt eindeutig zurückgeht. Die AU-Mission muss umgehend umfassend ausgeweitet werden. Sie benötigt dringend weitere Ressourcen, um ihrer Aufgabe voll gerecht werden zu können, einschließlich zusätzlicher Truppen, Waffenstillstandsbeobachter und Polizeikräfte. Die internationale Gemeinschaft muss der AU dabei alle erdenkliche Unterstützung geben, damit die Zivilbevölkerung in Darfur vor brutalen Übergriffen geschützt wird", so Caroline Nursey, Oxfams zuständige Regionaldirektorin.
Oxfam ist seit über zwanzig Jahren in Darfur tätig. Dort führt Oxfam derzeit eine seiner bisher größten humanitären Hilfsoperationen durch, für über 600.000 Flüchtlinge in Nord-, West- und Süd-Darfur sowie 110.000 Flüchtlinge im Tschad.
Kontakt:
Paul Bendix, Jörn Kalinski, 030-428 506 21, pbendix@oxfam.de,
jkalinski@oxfam.de
Sudan: Adrian McIntyre, +249-912 391 657
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