Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.
Fachkräftemangel: "Frauen sind auf dem Arbeitsmarkt immer noch zu bescheiden"
Köln (ots)
Frauen bewerben sich im Vergleich zu Männern häufiger unterhalb ihres formalen Qualifikationsniveaus. Dies zeigt die aktuelle Analyse des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). So suchen von derzeit 85.915 arbeitslosen Akademikerinnen nur zwei Drittel eine entsprechende Tätigkeit. Hochqualifizierte Frauen bieten somit ein bedeutendes Potenzial, um Fachkräfteengpässen bei Personen mit Hochschulabschluss entgegenzuwirken.
Die Fachkräfteengpässe nehmen seit Jahren beständig zu. Rund 79 Prozent aller Stellen, die Unternehmen bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Jahr 2018 meldeten, waren in Engpassberufen ausgeschrieben. Wenngleich sich die Situation weiter verschärft, zeigt die aktuelle Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW), dass in Deutschland noch Potenziale zur Fachkräftesicherung bestehen.
"Interessant war es für uns zu sehen, dass Frauen am Arbeitsmarkt immer noch zu bescheiden agieren und viele Akademikerinnen sich auf Tätigkeiten bewerben, die unterhalb ihres formalen Qualifikationsniveaus liegen," sagt Lydia Malin, Mitautorin der Studie und Fachkräfteexpertin im KOFA. Obwohl arbeitslose Frauen und Männer im Durchschnitt etwa über den gleichen Bildungsstand verfügen, unterscheiden sie sich signifikant in ihrem Suchverhalten am Arbeitsmarkt. So suchen etliche erwerbslose Akademikerinnen eine Stelle, für die kein akademischer Abschluss erforderlich ist: Ein Drittel der arbeitslosen Akademikerinnen oder knapp 29.000 streben keine Beschäftigung in einem akademisch geprägten Beruf an. Zudem interessiert sich ein Teil der arbeitslosen Frauen, die über einen berufsqualifizierenden Abschluss verfügen, für eine Helfertätigkeit. Umgekehrt sieht die Situation bei Männern aus: Während 51 Prozent der arbeitslosen Männer keinen berufsqualifizierenden Abschluss vorweisen können, suchen nur 45,6 Prozent nach einer Tätigkeit als an- und ungelernte Arbeitskraft. Demnach interessiert sich ein Teil dieser Zielgruppe für eine Beschäftigung, die üblicherweise eine abgeschlossene Berufsausbildung erfordert. Dies kann daran liegen, dass Männer stärker auf Kompetenzen vertrauen, die sie beispielsweise durch ihre Berufserfahrung erworben haben. Dabei agieren sie häufig selbstbewusster als Frauen und berücksichtigen die bereits erlernten Fähigkeiten aktiver bei der Stellensuche und Bewerbung.
Insgesamt weist der Bereich der Helferinnen und Helfer eine deutliche Fachkräftereserve auf. In 30 von 204 Engpassberufen für Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung gibt es in den dazugehörigen Helferberufen deutlich mehr Arbeitslose als nachgefragt werden. Eine Weiterqualifizierung dieser Zielgruppe könnte einen Teil der Engpässe deutlich verringern.
Um das vorhandene Potenzial von Frauen am Arbeitsmarkt besser auszuschöpfen, können Unternehmen ihre Stellenausschreibungen optimieren und dafür sorgen, dass sich auch Frauen stärker angesprochen fühlen. Dabei geht es nicht um ein Entweder-Oder. Denn während Frauen von Bewerbungen absehen, bei denen die Ausschreibungen zu viele männlich assoziierte Begriffe enthalten, lassen sich Männer vom gegenteiligen Fall nicht abschrecken. "Es ist höchste Zeit, dass Unternehmen das Potenzial von Frauen im Rahmen der Fachkräftesicherung stärker nutzen und Maßnahmen ergreifen, diese wichtige Zielgruppe für qualifizierte Aufgaben zu motivieren," so Lydia Malin.
Über das KOFA: Das Projekt KOFA (Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung) am Institut der deutschen Wirtschaft startete im Mai 2011 und wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Der Fokus des Projektes liegt in der Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bei der Fachkräftesicherung und der Gestaltung ihrer Personalarbeit. Das KOFA bietet auf seiner Homepage www.kofa.de konkrete Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele.
Pressekontakt:
Melanie Behrendt, Presse-und Öffentlichkeitsarbeit, Kompetenzzentrum
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