Erklärung zu Afghanistan
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Deutschland steht in Verantwortung für
Schutzsuchende aus Afghanistan
Das Kolpingwerk Deutschland fordert die Bundesregierung zu schnellem, verantwortungsvollem und mutigem Handeln auf. Die Hilfe für Schutzsuchende aus Afghanistan muss an erster Stelle stehen – auch wenn es noch keine gemeinsame europäische Lösung gibt.
Köln – 30.08.2021
Nachdem die Taliban in Kabul die Macht übernommen haben, sieht das Kolpingwerk besonders Deutschland und seine Verbündeten, die in den vergangenen 20 Jahren in Afghanistan waren, in der Pflicht, Verantwortung für ihre Ortskräfte und deren Familien zu übernehmen. Dasselbe gilt nach Auffassung des katholischen Sozialverbands auch für die Menschen, die den demokratischen Aufbau in Afghanistan unterstützt haben. Der Bundesvorstand des Kolpingwerkes Deutschland betonte am Samstag in seiner Erklärung „Zeichen setzen – Verantwortung übernehmen!“, dass die Hilfe für Schutzsuchende an erster Stelle stehen muss. Eine gemeinsame europäische Lösung wäre dringend geboten, könne aber aufgrund der akuten Notlage keine Bedingung für den Umgang mit der dramatischen Situation sein. Die Abschottungspolitik einiger Nachbarländer stelle die europäische Solidar- und Wertegemeinschaft in Frage und sei nicht akzeptabel. Die seit 2015 fehlende Klärung einer europäischen Verteilung von Geflüchteten dürfe jedoch jetzt kein Hinderungsgrund für das Handeln der Bundesregierung sein.
Evakuierungen sind weiterhin notwendig
Das Kolpingwerk begrüßt, dass die Bundesregierung im Zusammenwirken mit anderen Staaten mehrere tausend Menschen evakuieren konnte. Nachdem die Evakuierungsflüge durch die Bundeswehr am vergangenen Donnerstag eingestellt wurden, schaut der katholische Sozialverband jedoch mit noch größerer Sorge auf die Situation vor Ort, denn noch immer sind viele Menschen, darunter auch deutsche StaatsbürgerInnen, in Lebensgefahr. Das Kolpingwerk fordert daher Unterstützung für die Menschen und Lösungen, um schnellstmöglich weitere Evakuierungen aller gefährdeten Personen zu ermöglichen. Den Menschen müsse nun schnell und unbürokratisch geholfen werden. Dies gelte für alle Personen, die aufgrund ihrer Zusammenarbeit mit westlichen Truppen und humanitären Hilfsorganisationen und der geleisteten Unterstützung einem besonderen Risiko von Verfolgung, Unterdrückung und körperlicher Gewalt ausgesetzt seien. Hierzu zähle auch eine Erweiterung der Kategorien für Personen, die als Ortskräfte gelten. Wer gefährdet sei, müsse ausreisen können.
Neben der Hilfe für die Ortskräfte und ihre Familien seien humanitäre Hilfe vor Ort und Unterstützung für die Nachbarstaaten, in die viele weitere Schutzsuchende fliehen, dringend notwendig, so heißt es in der Erklärung weiter. Es brauche daher weiterhin internationale Zusammenarbeit auch mit Zivilorganisationen vor allem im Hinblick auf Grundversorgung, Bildung und Gesundheit.
Aufarbeitung und Konsequenzen gefordert
Das Kolpingwerk erwartet vom neuen Deutschen Bundestag eine Aufarbeitung der gesamten Geschehnisse in Afghanistan. Dazu gehöre auch die Übernahme von Verantwortung. Zugleich bedürfe es einer neuen Bewertung, unter welchen strategischen und politischen Rahmenbedingungen die Bundesrepublik zukünftig ihrer Verantwortung bei militärischen Auslandseinsätzen gerecht werden kann.
Das Kolpingwerk Deutschland ist ein generationsübergreifender katholischer Sozialverband mit bundesweit mehr als 220.000 Mitgliedern in 2.350 Kolpingsfamilien vor Ort, davon etwa 40.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die der Kolpingjugend angehören. Es ist Teil von Kolping International und von Kolping Europa.
Pressestelle
Kolpingwerk Deutschland Christoph Nösser, Pressesprecher St-Apern-Str. 32, 50667 Köln Tel. 0221-20701-110 E-Mail: christoph.noesser@kolping.de www.kolping.de