DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
DFS will beste Flugsicherung der Welt werden
Jahrespressekonferenz unter dem Motto "Europa und Flugsicherung"
Langen (ots)
"Der Luftverkehr und mit ihm die DFS hat das Tal der Tränen durchschritten", das war die wichtigste Botschaft, die der Vorsitzende der Geschäftsführung der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH, Dieter Kaden, verkünden konnte. Auf der Jahrespressekonferenz, die unter dem Motto "Europa und Flugsicherung" stand, zog der DFS-Chef Bilanz und stellte die Kennzahlen für das vergangene Jahr vor. Als deutliches Zeichen für die Erfolgsstory der organisationsprivatisierten Flugsicherung begrüßte Kaden zunächst den 1000. Auszubildenden, der seit dem vergangenen Jahr, zehn Jahre nach Gründung der DFS, zum Fluglotsen ausgebildet wird.
Nach zwei verlustreichen Jahren ging es im Jahr 2003 wieder deutlich aufwärts. 2004 werde das vergangene Jahr noch übertreffen, wenn nichts dazwischen komme, so Kaden. Auf diese Einschränkung wollte er nicht verzichten, denn nicht nur konjunkturelle Gründe, sondern auch die Welt-Nachrichtenlage bestimmen immer mehr das Verhalten der Menschen und wirken sich unmittelbar auf die Passagierzahlen aus. Damit spielte er auf Ereignisse wie den 11. September, den Irak-Krieg, die Lungenseuche SARS und andere Ereignisse an, die den Luftverkehr in den vergangenen Jahren wesentlich beeinflusst haben.
Rund 2,55 Millionen kontrollierte Flüge gegenüber 2,49 Millionen im Jahr zuvor zählte die DFS im deutschen Luftraum für das Jahr 2003. Das sind 2,4 Prozent mehr. Verglichen mit dem Jahr 2000 (2,58 Mio.) aber immer noch 1,2 Prozent weniger. In Dienstleistungseinheiten ausgedrückt war auf der Strecke ein Zuwachs von 3,8 Prozent und bei den
Towerdiensten ein Zuwachs von 2,6 Prozent zu verzeichnen. Die Diskrepanz zwischen Tower und Strecke erklärt sich daraus, dass die so genannten Billig-Airlines überwiegend auf Regionalflughäfen starten und landen, an denen die DFS aber nicht vertreten ist. Dies soll sich aber nach den Worten des DFS-Chefs bald ändern. Die Gründung einer Tower-Gesellschaft für Regionalflughäfen ist längst vorbereitet. Dazu fehlt aber derzeit noch die Zustimmung des Eigentümers der DFS, der Bundesrepublik Deutschland.
Die Flugbewegungen allein sagen aber noch nichts über das wirtschaftliche Ergebnis aus, denn die von den Luftfahrtunternehmen an die DFS zu entrichtenden Flugsicherungsgebühren richten sich auch nach der Größe des Flugzeugtyps. Bei einem Umsatz von knapp 901 Millionen Euro hat die DFS einen Überschuss von 80,8 Millionen Euro erzielt. Dieser Überschuss ergibt sich zum einen aus der maßvollen Gebührenerhöhung des vergangenen Jahres, zum anderen aus einer hohen Sparleistung des Unternehmens und aus einmaligen Einnahmen aus einem Leasing-Geschäft.
Kaden verwies noch einmal auf das Gebührensystem mit Vollkostendeckungsprinzip, das zu einer Gebührenerhöhung in wirtschaftlich schlechten Zeiten und einer entsprechenden Senkung in guten Zeiten führt. Eine Rücklage in guten Zeiten zu bilden, sei der DFS gesetzlich immer noch nicht möglich. Diesen Zustand zu ändern hat der Deutsche Bundestag im Juni dieses Jahres mit den Stimmen aller Parteien gefordert.
Die Anzahl der so genannten Luftfahrzeugannäherungen blieb auch im vergangenen Jahr auf einem außerordentlich niedrigen Niveau. Acht Vorfälle (Vorjahr 13) registrierte die unabhängige Expertenorganisation APEG (Aircraft Proximity Evaluation Group). Davon fielen vier unter die Kategorie A (unmittelbare Kollisionsgefahr; Vorjahr fünf) und vier unter die Kategorie B (Sicherheit nicht gewährleistet; Vorjahr acht). Insgesamt drei der acht Vorfälle hatte die DFS zu verantworten (Vorjahr ebenfalls drei).
Auch bei der Pünktlichkeit gibt es eine erfreuliche Entwicklung. Die durchschnittliche Verspätung je Flug sinkt kontinuierlich. In Europa lag dieser Wert im vergangenen Jahr bei 1,7 Minuten pro Flug. In Deutschland waren es lediglich 0,93 Minuten, von denen wiederum 0,34 Minuten durch die DFS verursacht wurden.
Beim Thema Flugrouten und Fluglärm ging Kaden auch auf das jüngste Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ein. Dieses hatte der DFS letztinstanzlich bei einer Abflugroute vom Flughafen Frankfurt, der so genannten TABUM-Route, Recht gegeben. Zuvor hatte der Hessische Verwaltungsgerichtshof im Frühjahr 2002 anders entschieden, was in der Öffentlichkeit vielfach als Ohrfeige für die DFS interpretiert worden ist. Das Gericht hatte geurteilt, die DFS habe das ansteigende Gelände der Taunusberge bei den Lärmberechnungen nicht genügend berücksichtigt. Dieses Urteil hob das Bundesverwaltungsgericht nun auf und bescheinigte der DFS, sauber und ordentlich gearbeitet zu haben.
Allen Unkenrufen zum Trotz hat die Entwicklung der europäischen Flugsicherung ganz plötzlich eine eigene Dynamik bekommen. Die groben Grundregeln des einheitlichen europäischen Himmels, des "Single European Sky" (SES), seien ja schon länger bekannt, sagte Kaden, auch "dass wir uns auf einen Wettbewerb um den Flugsicherungsmarkt in Europa einstellen müssen". Aber noch in diesem Jahr träten die gesamteuropäischen Durchführungsverordnungen in Kraft, die für das Unternehmen von enormer Bedeutung seien. Um europäisch an den Start gehen zu können, so Kaden weiter, müsse das Unternehmen umgebaut werden. Regulatorische Aufgaben, die teilweise noch von der DFS erfüllt würden, müssten von anderen Institutionen übernommen werden. Diese Herausforderung beginne bereits jetzt, im Jahr 2004.
Kaden ging auch auf eine Entwicklung ein, die das Unternehmen derzeit in gewisser Hinsicht etwas spaltet: die Gründung eines Vereins, "der sich gern als Gewerkschaft etablieren würde", so Kaden wörtlich. Gemeint ist ein von den Fluglotsen gegründeter Verein, der GdF e.V., dessen Mitglieder sich durch die Gewerkschaft ver.di nicht ausreichend repräsentiert fühlen. Für das Klima im Unternehmen sei es gewiss besser, wenn man mit dieser wichtigen Gruppe im Unternehmen Gespräche aufnehme und die Gruppe anerkennen könnte. Zwei miteinander verfeindete Gewerkschaften in einem Unternehmen wären allerdings fatal, denn sie würden, so die Befürchtung, in ihren Forderungen derart miteinander wetteifern, dass die DFS den Wettbewerb im europäischen Flugsicherungsmarkt jetzt schon verloren hätte. Die DFS müsse also bei ihrer Linie bleiben, doch am Ende entscheide das Bundesarbeitsgericht, ob es sich um eine rechtmäßige Gewerkschaft handele oder nicht. Kaden hob noch einmal die hohen Gehälter und die reduzierten Arbeitszeiten hervor, in deren Genuss die Fluglotsen kommen, verteidigte diese aber auch gleichzeitig als ausdrückliches Ziel der Privatisierung vor elf Jahren. Bei den jüngsten Tarifverhandlungen habe mancher Mitarbeiter, auch Fluglotsen, zunächst Einbußen hinnehmen müssen. Das war im Krisenjahr 2002.
Auch eine mögliche weitere Privatisierung der DFS sprach Kaden an. Hier habe die Geschäftsführung aber nur ein sehr begrenztes Mitspracherecht, da es sich um ein staatliches Projekt handele. Rechtlich und verfassungsrechtlich sei eine Kapitalprivatisierung eine komplizierte Angelegenheit, zumal Flugsicherung in Deutschland nach wie vor als hoheitliche Aufgabe angesehen werde. Darüber hinaus sei die DFS aufgrund der erfolgreichen Integration der zivilen und militärischen Flugsicherung eng mit der Bundeswehr verbunden. Auch dieser Aspekt sei bei einer weiteren Privatisierung zu berücksichtigen.
Zuletzt stellte der Vorsitzende der Geschäftsführung die Vision 2020 vor. "Die DFS ist die beste Flugsicherung der Welt". Kaden verteidigte diese doch recht "dick aufgetragene" Aussage mit den Worten: "Eine Vision ist mehr als nur ein Ziel, das man mit Sachentscheidungen erreichen kann. An eine Vision muss man glauben, denn dieser Glaube gibt die Richtung vor."
Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH ist ein bundeseigenes, privatrechtlich organisiertes Unternehmen mit rund 5500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aufgabe ist die Durchführung, Bereitstellung und Entwicklung von Flugsicherungsdiensten. Die Flugsicherung koordiniert täglich mehrere tausend Flugbewegungen, im Jahr mehr als 2,5 Millionen. Dafür betreibt sie in Langen bei Frankfurt die größte Kontrollzentrale Europas sowie vier weitere Radarkontrollzentralen in Berlin, Bremen, Karlsruhe und München. Außerdem ist die DFS in der Maastrichter EUROCONTROL-Zentrale, an den 17 internationalen Flughäfen Deutschlands und am Regionalflughafen Niederrhein durch Fluglotsen und anderes Fachpersonal vertreten. Neben dem Tagesgeschäft entwickelt die DFS Flugsicherungs-, Ortungs- und Navigationssysteme. In seiner Akademie bildet das Unternehmen jährlich zahlreiche Nachwuchskräfte aus. Im Hinblick auf das Zusammenwachsen Europas engagiert sich die DFS in zukunftsweisenden europäischen Projekten wie z. B. einer gemeinsamen europäischen Flugdatenbank und einem Satellitensystem.
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