Werder Bremen-Presseservice: Stimmen zum Bundesliga-Spiel Werder Bremen - FC Schalke 04: Vertauschte Rollen im Bundesliga-Blockbuster
Bremen (ots)
Welcher Film war da ab 17 Uhr bloß abgelaufen? Diese Frage konnte Christian Schulz nach dem Spiel auch nicht beantworten. Die Mütze tief ins Gesicht gezogen, versuchte er nach dem Auslaufen der 0:2-Niederlage gegen den FC Schalke 04 auf den Grund zu gehen. Er wirkte ratlos. "Die Enttäuschung ist riesig, ich bin ziemlich genervt. Das Spitzenspiel ist verloren und wir waren nicht gut. Wir hatten uns sehr viel vorgenommen, hätten uns absetzen können, aber es ist fast alles schief gegangen, was wir uns zum Ziel gesetzt hatten. Eine Erklärung dafür zu finden, fällt mir so direkt nach dem Spiel schwer."
Vielen Werder-Profis ging das so. Vielleicht lag es daran, dass dieses Spitzenspiel, dieser Blockbuster der Bundesliga, von der ersten Minute an mit vertauschten Rollen aufgeführt wurde. "Schalke war aggressiver als wir. Sie sind aufgetreten wie eine Heimmannschaft und haben hier auf Sieg gespielt", gab Werder-Verteidiger Naldo zu. Geschäftsführer Klaus Allofs bestätigte diese Sichtweise: "Da kamen ein paar Dinge zusammen. Schalke war von Beginn an hellwach und wir haben nicht zu unserem Spiel gefunden. Bei uns sind einige unter ihren Möglichkeiten geblieben."
Die Schalker dagegen fühlten sich bei diesem Rollentausch sichtlich wohl. "Was sie heute gespielt haben, zeichnet uns normalerweise aus. Eigentlich ist es unsere Stärke, bei Ballgewinn schnell in die Spitze zu spielen. Sie haben das gut gemacht. Wir konnten nicht so agieren, weil uns dazu einfach diese Ballgewinne im Mittelfeld gefehlt haben", analysierte Allofs. Besonderes Lob für diese Darbietung erhielten die Gäste natürlich von ihrem Trainer Mirko Slomka: "Das war eine unglaublich gute Mannschaftsleistung. Wir haben viele Bälle erobert, unsere Stärke ausgenutzt und die Bälle schnell nach vorn gespielt. Wir waren extrem zweikampfstark, sehr aufmerksam und geschlossen."
Das Drehbuch, das die Schalker sich für diese Partie zurechtgelegt hatten, ging perfekt auf. Vorstandsmitglied Andreas Müller dazu: "Wir wollten von Anfang an Pressing spielen und sind damit gut zurecht gekommen." Ex-Werderaner Fabian Ernst verriet: "Wir wussten, dass unsere Chance hier in schnellen Kontern liegt. Dass uns das 1:0 nach 20 Minuten gelungen ist, kam uns sehr entgegen."
Für ihren Auftritt hatten sich die Schalker außerdem eine gewisse Aggressivität vorgenommen, mit der sie die Hausherren beeindruckten. Kevin Kuranyi erklärte: "Bremen spielt sehr schönen Fußball. Wir wollten von Anfang stören und haben diesen Fußball 90 Minuten bekämpft. Jeder hat 90 Minuten alles gegeben. Wir haben ihr Spiel mit unserem Kampf kaputt gemacht." Trainer Mirko Slomka ergänzte noch: "Es war zwar ein hartes Spiel, aber es blieb fair. Dafür sind mir zu viele gelbe Karten gezeigt worden."
Die Auswirkungen der Schalker Vorstellung beschrieb Christian Schulz so: "In der ersten Halbzeit haben wir noch ordentlich dagegen gehalten, hatten noch ganz gute Kombinationen. Aber mit Beginn des zweiten Durchgangs war alles wie abgeschnitten. Die Passgenauigkeit war nicht da, es gelang keine Kombination. Schalke hat alles zerstört."
Am Ende waren sich die Beobachter einig über die Bewertung des Stücks auf der Fußball-Bühne Weser-Stadion. Werders Cheftrainer Thomas Schaaf: "Wir haben kein Druck aufbauen können, haben den Gegner nie in Verlegenheit bringen können. Mit den drei Einwechslungen in der zweiten Halbzeit kam noch mal frischer Wind in die Mannschaft, aber es hat nicht mehr gereicht. Für den Sieg hätten wir mehr arbeiten müssen." Klaus Allofs deutlich: "Auch wenn es schwer fällt, es war ein verdienter Sieg der Schalker."
Der Bremer Geschäftsführer hofft nun, dass aus den Dramen gegen Schalke keine Endlos-Serie wird. Sieben Pflichtspiele sind die Werderaner nun schon ohne Sieg gegen den Rivalen aus dem Pott. Zuletzt gewannen die Bremer am 06.08.2004, im Eröffnungsspiel der Saison, am Abend als der Strom wegblieb. "Irgendwie haben wir in den letzten Jahren gegen die Schalker nie so richtig den Schlüssel zum Erfolg gefunden. Diese Serie müssen wir mal beenden", so Klaus Allofs, der wie jeder Werderaner auf weitere Wiederholungen solcher Krimis ohne Happy-End verzichten kann.
von Michael Rudolph und Enrico Bach
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