Von Karlsruhe in die Welt: Europäische Kulturtage beweisen Kreativität und Mut zum Digitalexperiment. Über 70.000 Aufrufe aus dem In- und Ausland
Jazzige Klänge im Dialog mit sprachlichen Pointen aus Tomas Espendals Roman „Gehen oder die Kunst, ein wildes und poetisches Leben zu führen“, vorgetragen von Staatsschauspieler Timo Tank, bildeten am Wochenende den Abschluss der erstmals rein digital durchgeführten 25. Europäischen Kulturtage Karlsruhe (EKT). Das von Kulturamt und Badischem Staatstheater gemeinsam mit 30 Karlsruher Kulturakteuren veranstaltete Festival stand unter dem Motto „Europa – ein Versprechen“.
„Ein gutes Gespür für die richtigen Themen“ bescheinigte Staatssekretärin Petra Olschowski MdL den EKT zu Beginn des Festivals in ihrem Grußwort bei der Eröffnungsgala, die mit einer leidenschaftlichen Rede des Bürgermeisters von Palermo, Leoluca Orlando, neugierig machte auf die folgenden 14 Festivaltage. Orlando beschrieb in seinem Festvortrag „einen Rechtsraum für ein Leben in Frieden, ohne soziale Not und rassistische Ausgrenzung und in einer lebenswerten Umwelt“ als „die einzige Garantie für die Zukunft Europas“.
Nachdem die EKT 2020 nicht stattfinden konnten, wagten die Veranstalter mit dem bereits erarbeiteten Programm in diesem Jahr einen neuen Anlauf. „Es war ein wichtiger Impuls für die beteiligten Künstlerinnen und Künstler, dass die EKT trotz Corona stattgefunden haben. Wir brauchen die Stimmen der Kunst und der Kultur, wir brauchen den Austausch und das Erleben, was Europa ist und was es sein könnte. Mit den Europäischen Kulturtagen postuliert eine ganze Kulturstadt ein Bekenntnis zu Europa“, so das Fazit von Kulturamtsleiterin Dr. Susanne Asche.
Über 80 digitale Beiträge, darunter Theaterproduktionen, Filme, Konzerte, Diskussionen, Ausstellungsrundgänge, Interviews und Dokumentationen sind bis Festivalende und darüber hinaus im eigens für die Kulturtage eingerichteten Kanal EKT-TV unter www.karlsruhe.de/ekt-tv abrufbar.
„Die Veranstalter haben Kreativität und Mut zum Experiment bewiesen. Mit der Corona bedingten Abwesenheit von Live-Publikum vor Ort in den Sälen haben die am Festival beteiligten Kulturinstitutionen ihr Laborfeld selbstbewusst genutzt und neue Räume für digitale Begegnungen mit Publikum geschaffen. Die vielen Einzelerlebnisse und ineinanderfließende Genres zeigen – das Versprechen des Festivals wurde eingelöst“, bestätigt Dr. Susanne Asche.
„Ich freue mich, dass unser Publikum sich auf so unterschiedliche Arten der Online-Produkte eingelassen und in den Publikumsgesprächen regen Austausch mit uns gesucht hat. Das bestätigt unsere Entscheidung für ein digitales Festival! Wir konnten mehr digitale Besucher*innen begrüßen als mit Corona-Abständen in die Säle gepasst hätten. Es zeigt, dass die Begegnung mit Kunst den Menschen fehlt und dass unsere Stücke thematisch einen Nerv getroffen haben“, berichtet Sonja Walter, Chefdramaturgin am Badischen Staatstheater. „Die Entscheidung, alle Veranstaltungen ins Netz zu verlegen, war ein mutiges, aber auch ein sehr gelungenes Experiment. Aus der Mischung von szenischen und filmischen Möglichkeiten ergaben sich spannende neue Perspektiven für das Publikum an den Bildschirmen“, so Walter weiter.
Uraufführungen, Deutsche Erstaufführungen, besondere Filmpremieren: Bei den EKT:2021 wurden dem Online-Publikum viele Werke aus neuen Perspektiven geboten und künstlerische Ausdrucksmittel permanent erweitert. Besondere Perspektiven durch den Blick der Kamera haben neue Zugänge zu den Stücken offengelegt. Während Zoom-Meetings zum Inbegriff der Home-Office-Anstrengung werden, experimentierten Künstler*innen geschickt mit Videofiltern, Hintergründen, Breakoutrooms und Interaktivität. Sie kreierten Geschichten, die die Ebenen zwischen Darstellenden und Zuschauenden geschickt verschwimmen lassen. Virtuelle Begegnungsformate haben die Bildschirmpassivität bewusst ins Visier genommen und aufgelöst.
Den Vorteil einer größeren Reichweite durch die digitalen und weltweit abrufbaren Formate konnten die Veranstalter der EKT ebenfalls positiv für sich nutzen. Weit über Karlsruhe hinaus waren die Zuschauer*innen Zeugen der vibrierenden Stärke von Kunst und Kultur, für die sich neue Wege geöffnet haben. Die Aufrufzahlen der digitalen Bewegtbildformate zeigen: Über 70.000 Besucher*innen aus dem In- und Ausland, unter anderem aus Österreich, Schweiz, Frankreich, Japan, Türkei, Italien, Russland, Kroatien, Niederlande, Indien oder aus der Ukraine, waren mit einem Klick zu Gast in Karlsruhe. Noch nie waren das Lokale und das Globale bei den EKT so nah beieinander. Auch die Möglichkeit, versäumte Veranstaltungen zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt anschauen zu können, hat das Publikum rege genutzt.
Die Auseinandersetzung über die Versprechen Europas geht auch nach den EKT weiter. Viele digitale Produktionen sind weiterhin im Internet unter www.europaeische-kulturtage.de abrufbar. Die Ausstellungen bleiben bis zum Ende ihrer Laufzeit aufgebaut und können, wenn Museen und Ausstellungshäuser wieder öffnen, vielleicht doch noch persönlich vor Ort besichtigt werden.
Bleibend ist auch das zu den EKT erschienene Europa-Lesebuch mit Statements, Essays und Interviews unter anderem von Ursula von der Leyen, Katarina Barley, Stephan Harbarth, Rebecca Saunders, Ilker çatak oder Fridays for Future. Das Buch kann unter www.europaeische-kulturtage.de als pdf heruntergeladen oder gedruckt unter ekt@kultur.karlsruhe.de bestellt werden.
Stadt Karlsruhe Kulturamt, Kulturbüro Angela Hartmann-Eckstein Tel. 0721 133-4032 angela.hartmann-eckstein@kultur.karlsruhe.de Staatstheater Karlsruhe Nico Enger Leiter Kommunikation und Marketing Tel. 0721 201800 730 nico.enger@staatstheater.karlsruhe.de