Euler Hermes Studie: Zahlungsverzögerungen größte Sorge von deutschen Finanzchefs
Hamburg (ots)
So ticken europäische CFOs - vor und nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie
- Bereits vor Covid-19 waren Zahlungsverzögerungen die größten Sorgen von deutschen und europäischen [1] Finanzchefs
- Die Hälfte (51%) der befragten deutschen Unternehmen hatten im vergangenen Jahr säumige Kunden, fast ein Drittel (30%) war von Insolvenzen von Abnehmern betroffen
- Fast jedes dritte Unternehmen (30%) in Europa war Opfer von Cyberangriffen, 19% in Deutschland
- Nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie sind fast zwei Drittel der europäischen Unternehmen (65%) von Zahlungsverzögerungen betroffen, gefolgt von Umsatzrückgängen (61%)
- In Deutschland kämpfen 36% der Unternehmen täglich mit Zahlungsverzögerungen vs. 24% im europäischen Durchschnitt
Nichts fürchten deutsche und europäische Finanzchefs (CFOs) so sehr wie verspätete Zahlungen ihrer Kunden. Selbst Cyberrisiken fallen aus Sicht der CFOs hinter den beiden Hauptrisiken zurück, ebenso wie Schwierigkeiten in den Lieferketten oder sogar rückläufige Umsätze und Profitabilität. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie "DNA of a CFO" des weltweit führenden Kreditversicherers Euler Hermes, die auf einer repräsentativen Umfrage unter führenden Finanzvertretern von Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien basiert [2] - vor und nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie.
Rund 50% der Unternehmen mit säumigen Kunden, fast ein Drittel von Pleiten betroffen
"Schon vor der Covid-19-Pandemie war jedes zweite der befragten deutschen Unternehmen (51%) von Zahlungsverzögerungen betroffen und beinahe jedes dritte (30%) von der Insolvenz eines Abnehmers", sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Das ist eine relativ erschreckende Bilanz und zeigt, welch große Schneeballeffekte Insolvenzen in der gesamten Lieferkette auslösen können. Zahlungsverzögerungen bringen Finanzchefs somit am häufigsten um ihren ruhigen Schlaf."
Nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie waren in Deutschland mit rund 52% in etwa genauso viele Unternehmen von Zahlungsverzögerungen betroffen wie vor der Krise, im europäischen Schnitt waren es jedoch sogar zwei Drittel (65%) der befragten Unternehmen (vor Covid-19: 47%).
36% der betroffenen deutschen Unternehmen kämpfen täglich mit Zahlungsverzögerungen
"Mehr als drei Viertel (76%) der betroffenen deutschen Unternehmen kämpft mindestens einmal pro Woche mit Zahlungsverzögerungen, mehr als ein Drittel (36%) davon täglich und jeder zehnte Finanzchef sogar mehrmals am Tag (13%)", sagt Van het Hof. "In Deutschland sind damit zwar insgesamt etwas weniger Unternehmen von Zahlungsverzögerungen durch die Covid-19-Pandemie betroffen als im europäischen Durchschnitt (52% vs. 65%), die betroffenen deutschen Firmen erleben dies dafür wesentlich häufiger (36% täglich vs. 24% in Europa)."
Nur etwa ein Drittel der befragten Unternehmen in Europa fühlt sich darauf wirklich gut vorbereitet. In Deutschland sind es mit 19% sogar noch weniger und mehr als jedes zehnte der befragten Unternehmen in Deutschland fühlt sich sogar gar nicht gewappnet.
Fast jedes dritte Unternehmen in Europa war im vergangenen Jahr Opfer eines Cyberangriffs
Neben Zahlungsverzögerungen (47%) sorgten sich die europäischen Finanzchefs vor Covid-19 vor allem um Insolvenzen (32%) und Cyberangriffe (30%).
"Knapp ein Drittel der befragten europäischen Unternehmen war im vergangenen Jahr Opfer eines Cyberangriffs", sagt Van het Hof. "Nicht alle Versuche waren erfolgreich, dennoch haben CFOs die damit verbundenen Gefahren auf dem Schirm und schätzen sie sogar noch höher ein als Schwierigkeiten bei der Lieferkette, Umsatz- oder Profitabilitätsrückgänge."
Zahlungsverzug auch bei Covid-19 größtes Risiko, gefolgt von Umsatzrückgang
Nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie zeichnet sich eine leichte Verschiebung der Risiken ab: Neben Zahlungsverzögerungen (65%) waren europäische Unternehmen zwischen März und Mai 2020 insbesondere von Umsatzrückgängen (61%, im Vergleich zu 25% in 2019) und geringerer Profitabilität (43%) gezeichnet.
In Deutschland war die Negativentwicklung beim Umsatz etwas moderater. Nur die Hälfte musste Umsatzrückgänge hinnehmen (50% vs. 61% Durchschnitt). Dafür hatten deutsche Unternehmen wesentlich häufiger Probleme bei ihren Lieferketten (Deutschland 50% vs. 39% Durchschnitt).
"Zahlungsverzüge sind aber nach wie vor das größte Problem", sagt Van het Hof. "Das ist in Verbindung mit rückläufigen Umsätzen natürlich eine große Herausforderung mit vielen Unwägbarkeiten für die Unternehmen und ihre Planungssicherheit - und die Finanzchefs. Es ist entsprechend wenig verwunderlich, dass ihr Stresslevel seit Ausbruch der Pandemie deutlich gestiegen ist. Allerdings haben sich viele auch eine große Zuversicht bewahrt, dass sie diese Krise meistern werden."
Die Anzahl der europäischen CFOs, die optimistisch in die Zukunft schaut, ist durch die Covid-19-Pandemie von 48% auf 42% gesunken, 36% sind noch zuversichtlich (vorher: 50%). Im Gegenzug ist der Anteil derer, die sich gestresst fühlen von vorher 19% auf 32% gestiegen. Fast jeder vierte Finanzchef macht sich inzwischen sogar sehr große Sorgen 23% (vorher 9%). Die deutschen Finanzchefs sind insgesamt etwas weniger optimistisch und zuversichtlich als ihre europäischen Pendants, dafür sind sie insgesamt aber auch etwas weniger gestresst oder besorgt.
"DNA of a CFO": Finanzchefs ticken länder- und branchenübergreifend relativ ähnlich
"Erstaunlicherweise ticken die Finanzchefs von großen und kleinen Unternehmen in unterschiedlichen Branchen und unterschiedlichen Ländern sehr ähnlich und sind mit vergleichbaren Risiken konfrontiert", sagt Van het Hof. "Nur in der Finanzbranche zeigen sich leichte Unterschiede - hier ist die Furcht vor Cyberangriffen noch größer als in anderen Branchen. Dafür machen sich die Finanzchefs von Bankinstituten etwas weniger Sorgen um Zahlungsverzögerungen und Insolvenzen - vor allem auch, weil viele ihrer Kunden andere Banken und Finanzdienstleister sind."
Bei der Lösung der bevorstehenden Herausforderungen konzentrieren sich die Finanzchefs der befragten Unternehmen vor allem auf Planungssicherheit und ein möglichst stringentes internes Risikomanagement, eine stärkere Diversifizierung sowie Absicherungslösungen.
"Das Risikobewusstsein der Finanzchefs ist insgesamt deutlich gestiegen", sagt Van het Hof. "Sie machen ihre Hausaufgaben und intensivieren ihr internes Risikomanagement, die Planung von Szenarien und betreiben zunehmend proaktives Cash-Management. Zudem verstärken sie Maßnahmen, die zur Risikominderung in der Einstiegsphase von Kunden beitragen. Hinzu kommen diverse Initiativen zur Diversifikation, sowohl bei Absatzmärkten und -branchen als auch der Produktpalette sowie Absicherungslösungen für den Fall der Fälle."
[1] Befragt wurden Finanzchefs in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien
[2] Die Studie wurde in 3 Phasen durchgeführt. Phase 1 (Februar-März 2020) basiert auf einer repräsentativen Umfrage von insgesamt rund 850 Finanzentscheidern von großen und kleinen Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien. Phase 2 (März-April 2020) basiert auf qualitativen Interviews mit Finanzentscheidern in den genannten Ländern. Phase 3 (Mai 2020) basiert auf einer erneuten Befragung von mehr als 220 Finanzentscheidern aus Phase 1, um die Einschätzungen vor und nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie abzugleichen.
Grafiken zu den größten Finanzrisiken, zur Häufigkeit von Zahlungsverzögerungen und ein Stimmungsbarometer von CFOs für 2020, vor und nach Covid-19 finden Sie hier:
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Euler Hermes ist weltweiter Marktführer im Kreditversicherungsgeschäft und anerkannter Spezialist für Kaution und Garantien, Inkasso sowie Schutz gegen Betrug oder politische Risiken. Das Unternehmen verfügt über mehr als 100 Jahre Erfahrung und bietet seinen Kunden umfassende Finanzdienstleistungen an, um sie im Liquiditäts- und Forderungsmanagement zu unterstützen.
Über das unternehmenseigene Monitoring-System verfolgt und analysiert Euler Hermes täglich die Insolvenzentwicklung von mehr als 80 Millionen kleiner, mittlerer und multinationaler Unternehmen. Insgesamt umfassen die Expertenanalysen Märkte, auf die 92% des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen.
Mit dieser Expertise macht Euler Hermes den Welthandel sicherer und gibt den weltweit über 66.000 Kunden das notwendige Vertrauen in ihre Geschäfte und deren Bezahlung. Als Tochtergesellschaft der Allianz und mit einem AA-Rating von Standard & Poor's ist Euler Hermes im Schadensfall der finanzstarke Partner an der Seite seiner Kunden.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Paris ist in über 50 Ländern vertreten und beschäftigt rund 5.800 Mitarbeiter weltweit. 2019 wies Euler Hermes einen konsolidierten Umsatz von EUR 2,9 Milliarden Euro aus und versicherte weltweit Geschäftstransaktionen im Wert von EUR 950 Milliarden.
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