Macht Kleinvieh keinen Mist? Privatanleger spielen für Investor Relations nur selten eine wichtige Rolle
Hamburg (ots)
Institutionelle Anleger und Analysten sind für mehr als die Hälfte aller IR-Abteilungen "sehr wichtige" Zielgruppen. Ihre Bedeutung für die Unternehmenskommunikation mit dem Kapitalmarkt wird in Zukunft noch zunehmen. Privatanleger bilden dagegen nur selten einen Schwerpunkt in den Investor Relations: Gerade einmal rund 16 Prozent der IR-Experten widmen ihnen besondere Aufmerksamkeit. Dies zeigt der aktuelle IR-Trendmonitor, für den CAT Consultants, die dpa-Tochter news aktuell und Faktenkontor 203 Fach- und Führungskräfte der IR-Branche befragt haben.
Breit angelegte Anzeigenkampagnen, Live-Chats im Internet und Kundenveranstaltungen bei Banken, Sparkassen und Aktionärsvereinigungen sind typische Wege, auf denen IR-Manager versuchen, Privatanleger zu erreichen. Diese Instrumente sind zeit- und kostenintensiv - und zumeist nur dann gerechtfertigt, wenn sie positive Auswirkungen auf den Produktabsatz erwarten lassen. Daher betreiben vor allem die Unternehmen eine gezielte Privatanlegerkommunikation, bei denen Privatanleger auch potenzielle Kunden darstellen, wie z.B. bei Konsumgüterunternehmen. Zuletzt hat beispielsweise Air Berlin im Rahmen des Börsengangs aktiv eine an Privataktionäre und damit potenziellen Endkunden gerichtete Finanzkommunikation betrieben. Die spezifischen Instrumente zur Privatanlegerkommunikation sind jedoch noch Exoten in der IR-Arbeit. Insgesamt bemühen sich recht wenige IR-Abteilungen um die oftmals aufwändige Kommunikation mit Privatanlegern. 50,7 Prozent nennen sie eine "wichtige" Zielgruppe ihrer Arbeit, gerade einmal 15,7 Prozent eine "sehr wichtige". 28,8 Prozent halten sie für "eher unwichtig", und 5 Prozent sogar für "vollkommen unwichtig".
Die weitaus bedeutendste Zielgruppe der IR-Strategen sind institutionelle Anleger (75,7 Prozent "sehr wichtig"). Ähnlich wichtig sind den IR-Managern Sell-Side-Analysten (58,1 Prozent "sehr wichtig") und Buy-Side-Analysten (53,6 Prozent: "sehr wichtig"). Sogar Mitarbeiter im eigenen Haus und Journalisten sind für die IR-Strategen noch wichtigere Zielgruppen als Privatanleger. Dabei sind in den meisten Unternehmen die wichtigsten Ansprechpartner der Journalisten gar nicht die IR-Manager sondern die Pressesprecher, wie eine Analyse der European Business School Schloß Reichartshausen zeigt.
Privatanleger scheinen also geradezu aus dem Blickfeld vieler IR-Manager gerutscht zu sein. Nur Anlegerschützer und Inhaber von Schuldverschreibungen spielen für sie noch seltener eine wichtige Rolle. Auch künftig wird sich daran wohl kaum etwas ändern: Nach Einschätzung der Befragten wird in der IR-Arbeit die Bedeutung von institutionellen Anlegern, Analysten, Journalisten, Mitarbeitern und sogar Anlegerschützern in Zukunft eher steigen als die von Privatanlegern. Gerade einmal 8,3 Prozent der Fach- und Führungskräfte erwarten, dass die Bedeutung von Privatanlegern als Zielgruppe "stark steigen" wird. Insgesamt wird jedoch nach ihrer Einschätzung keine Zielgruppe maßgeblich an Bedeutung für die Investor Relations verlieren.
Für den "IR-Trendmonitor" wurden im August und September dieses Jahres 203 Fach- und Führungskräfte aus IR-Abteilungen und IR-Agenturen von CAT Consultants, der dpa-Tochter news aktuell und Faktenkontor befragt. In der Online-Umfrage wurden u.a. Einschätzungen der Entwicklung von Budget- und Honorar, Eigenschaften von IR-Experten, Bedeutung von Zielgruppen und DFVA-Grundsätzen erfasst. Der "IR-Trendmonitor" wird regelmäßig zweimal im Jahr durchgeführt, um Branchentrends kontinuierlich erfassen zu können.
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