Delphi Klimaanlagen fit für neue Umweltstandards
Zwei neue Kältemittel erfüllen den zukünftigen EU-Standard
Wuppertal (ots)
Delphi entwickelt zur Zeit zwei neue Kältemittel, um die Klimaanlagen fit für die schärferen Umweltkriterien der Zukunft zu machen. Spätesten 2007 wird R152a den seit Mitte der neunziger Jahre verwendeten teilfluorierten Kohlenwasserstoff R134a ersetzen. Langfristig werden Kohlendioxid (CO2), gute Chancen prognostiziert. Allerdings ist der Umstieg auf CO2 ohne neue Klimatechnik nicht möglich.
Der Aufwand für die richtige Wohlfühltemperatur im Auto steigt. Der Gesetzgeber legt immer höhere Maßstäbe für die Umweltverträglichkeit von Kältemitteln in Klimaanlagen fest. In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden die Flurchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) wegen ihrer ozonschädigenden Nebenwirkung durch teilfluorierten Kohlenwasserstoff, bekannt als R134a, ersetzt. Mit den ab 1.1.2007 in der EU geltenden neuen Zulassungsbedingungen ist auch dieser Stoff in Neuwagen nicht mehr zulässig.
Zwei Konzepte für umweltfreundliche Kühltechnik
Nach heutigem Erkenntnisstand heißen die Alternativen R152a oder CO2. Auch bei R 152a handelt es sich um einen teilfluorierten Kohlenwasserstoff. Seine Eigenschaften sind denen von R 134a sehr ähnlich. Der Unterschied liegt hauptsächlich in der Klimaverträglichkeit. Umwelttechniker messen diese in GWP-Einheiten. GWP steht für Global Warming Potential, zu deutsch etwa Treibhauspotenzial. R 134a hat ein GWP von 1.300. Mit einem GWP von 120 ist der Treibhauseffekt von R 152a um rund 90 Prozent geringer als der von R 134a. Die europäische Union schreibt ab 1.1.2007 einen GWP von max. 150 vor. Das schafft R 152a also leicht.
R 152a schnell einsetzbar - mehr Kühlleistung bei weniger Energie
Zusätzlich bietet es den Vorteil, ohne großen Aufwand auf die heutige Klimatechnik adaptierbar zu sein. R152a braucht keine grundsätzlich anderen Klimasysteme. Wegen seines niedrigeren Flammpunktes benötigt es nur ein zusätzliches Sicherheitsventil und einen Sensor, der eventuell austretendes R152a registriert. Die Füllmenge ist etwa ein Drittel geringer als bei R 134a. Zusätzlich ist die eigentliche Klimaleistung in weiten Bereichen der Anwendung um rund 20 Prozent besser. Das heißt, eine Klimaanlage die mit R 152a befüllt ist, kühlt schneller herunter und benötigt, um die gewünschte Temperatur zu halten, weniger Leistung des Motors. Autos auf Klimaanlagen mit R152a umzurüsten ist während eines normalen Facelifts möglich. Auch Nachrüstmöglichkeiten stellen technisch kein Problem dar.
CO2 - treibhausneutral, aber technisch aufwändig
CO2, also Kohlendioxid, fand schon in den dreißiger Jahren als Kühlmittel Verwendung, war aber zu kompliziert und zu teuer und wurde deshalb von FCKW verdrängt. Im Gegensatz zu R152a lässt sich CO2 nicht auf bestehende Klimaanlagen adaptieren. CO2 benötigt eine komplett neue Technik, weil das Gas mit hohen Drücken arbeitet. Während R152a mit Drücken von bis zu 18 bar betrieben wird, ist der Arbeitsbereich von CO2 zwischen 32 bar und 135 bar. Es muss, um Kühlleistung zu erbringen stark komprimiert werden. Stärkere Kompressoren, aber auch stabilere Leitungssysteme sind nötig. Das treibt nicht zuletzt die Kosten in die Höhe. Gegenüber heutiger Klimatechnik ist ein CO2-System nach aktuellen Schätzungen des Systementwicklers Delphi etwa doppelt so teuer. Ein einfacher Umbau ist als Nachrüstlösung nicht möglich.
Bei großer Hitze hat R 152a Vorteile
Betrachtet man die Klimabelastung über den gesamten Lebenszyklus, gemessen als LCCP (Lifecycle Climate Performance) schneiden beide Systeme etwa gleich gut ab. Beim LCCP werden die direkten Emissionen, also das GWP, das die EU bewertet, und die indirekten Emissionen durch den Treibstoffmehrverbrauch während des Betriebs der Anlage zusammen bewertet. Die Kühlleistung von CO2 fällt mit steigenden Außentemperaturen, der Treibstoffverbrauch steigt parallel an, was die gute Umweltbilanz von CO2 bei den Treibhausgasen wieder schmälert. CO2 arbeitet gut vor allem in gemäßigten Breiten.
Europa bei neuen Grenzwerten allein?
Die EU plant den Grenzwert bis 2011 auf max. 50 GWP weiter zu verschärfen. Dann können Neufahrzeuge nur noch mit CO2 als Kühlmittel auf den Markt kommen. Ob die Gesetzgeber in Asien, Südamerika und den USA sich an den europäischen Grenzwerten orientieren werden ist unklar. Asien und Süd-Amerika gelten für die Automobilindustrie als die potenziell größten Wachstumsregionen. Hier sind aber besonders viele Regionen mit heißem Klima, wo CO2 längst nicht so wirksam arbeitet wie in Europa. Unter Exportgesichtspunkten könnte sich das Kältemittel CO2 vielleicht eher als ein "Bremsmittel" erweisen.
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