"Ich werde mich wehren": Lebensmittel-Lobbyist Christoph Minhoff im prmagazin-Interview
Remagen (ots)
Betrug beim Bioei, Pferdefleisch in der Lasagne, Schimmelpilzgifte im Tierfutter: Kaum im Amt, muss sich Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der beiden Spitzenverbände der Lebensmittelindustrie BVE und BLL, mit mehreren Skandalen herumschlagen.
Der Ex-Chef des Nachrichtensenders Phoenix empfindet die Berichterstattung über die Lebensmittelbranche als unfair. Im Interview mit dem prmagazin gibt er sich angriffslustig: "Ich werde mich nicht mehr freiwillig in die Opferrolle begeben, sondern mich - wenn nötig - auch wehren", kündigt er an.
Die jüngsten Skandale bezeichnet er als "furchtbar für die Branche", die alles tue, um Derartiges zu verhindern. Um noch besser zu werden, plädiert er dafür, "sich selbst Leitplanken und Leitlinien zu geben". Gleichzeitig fordert Minhoff von der Branche Offenheit und Selbstkritik: "Wir müssen mehr erklären. Ich glaube, die Leute verstehen am Ende, dass die industrielle Herstellung und Veredlung von Nahrungsmitteln ein Höchstmaß an Sicherheit garantieren."
Die hitzige Debatte um die "Droge Zucker" hält Minhoff hingegen für lebensfern: "Die Entscheidung, was er kauft, kann dem Verbraucher niemand abnehmen", sagt er. Ebenso wenig könne man erwarten, "dass Hersteller Produkte anbieten, die keiner kaufen will". Auch regulatorische Eingriffe des Gesetzgebers sind für ihn eine "absurde Vorstellung": "Es kann nicht sein, dass der Staat einen Ernährungsplan für die Bevölkerung aufstellt. Die Lebensmittelindustrie kann am Ende nicht ausgleichen, was in der Erziehung und Bildung versäumt wird."
Mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband, der die Hersteller unter anderem über seine Plattform "Lebensmittelklarheit" heftig angreift, sei die Industrielobby im Gespräch. "Das ist eine Organisation, von der ich weiß, dass sie sich ernsthaft um den Verbraucherschutz bemüht", so Minhoff. Anders sei das mit der NGO foodwatch: "Ich bin der Auffassung, dass ein Dialog mit foodwatch keinen Sinn hat. Die benötigen uns eben als Feindbild", so Minhoff.
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