Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH
IPSOS-Befragung: Zwei Drittel der deutschen Lehrkräfte sehen in digitaler Technologie noch keine Hilfe für besseren Unterricht
Berlin/Düsseldorf (ots)
- Im europäischen Vergleich nutzen deutsche Lehrkräfte die Möglichkeiten digitaler Technologien im Unterricht weniger
- 55 Prozent der deutschen Lehrer:innen halten Schulen ausreichend zur Vermittlung digitaler Kompetenzen ausgestattet
- 78 Prozent der europäischen Lehrkräfte sehen sich beim digitalen Unterricht einem Erwartungsdruck der Politik ausgesetzt, den sie derzeit nicht erfüllen können
Lehrkräfte in Europa sind sich einig: Die Schulen sind dafür verantwortlich, die Kompetenzen für die Zukunft - die sogenannten "21st Century Skills" - der Schüler:innen zu fördern, zu denen u.a. digitale Kompetenzen gehören. Eine IPSOS-Befragung von 3.082 Lehrer:innen in elf europäischen Ländern im Auftrag der Vodafone Group Foundation verdeutlicht, dass Schulen im europäischen Ländervergleich jedoch sehr unterschiedlich darauf vorbereitet sind, eine Kultur der Digitalität im Klassenzimmer zu gestalten. In etlichen Bereichen der digitalen Bildung gibt es große Unterschiede zwischen den Ländern. Beispielsweise schätzen Lehrkräfte aus Griechenland, Spanien und Portugal ihre digitalen Lehrkompetenzen deutlich höher ein als deutsche Lehrkräfte, die im europäischen Vergleich auf den hinteren Plätzen liegen.
Lehrkräften Möglichkeiten für digitalen Unterricht bieten
"Die Lehrkräfte in Deutschland sind ganz besonders seit dem Frühjahr 2020 vor enorme Herausforderungen gestellt worden, wenn es um digitalen Unterricht geht. Viele haben die Umstellung schnell gemeistert. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen jedoch, dass sich nicht alle Lehrkräfte abgeholt und gestärkt fühlen, wenn es um digitalen Unterricht geht. Und ein Großteil erkennt noch nicht die vollen Potenziale, die guter digitaler Unterricht bieten kann", erklärt Matthias Graf von Kielmansegg, Geschäftsführer der Vodafone Stiftung Deutschland. "Wir wollen die nächste Generation junger Menschen erfolgreich auf die Herausforderungen einer immer komplexeren Welt vorbereiten. Dafür müssen wir Lehrkräften die Möglichkeit geben, zu erleben, dass guter digitaler Unterricht tatsächlich eine Hilfe und Unterstützung und keine Zusatzlast ist."
Große Unterschiede bei digitalen Kompetenzen der Lehrkräfte
Trotz der Umstellung auf digitales Lehren und Lernen in Zeiten von Schulschließungen während der Corona-Pandemie zeigt die Studie, dass die digitalen Kompetenzen der europäischen Lehrer:innen sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. In Deutschland stufen nur 38 Prozent der Lehrkräfte (48 Prozent im europäischen Vergleich) ihre digitalen Kompetenzen als hoch ein. 24 Prozent der befragten deutschen Lehrkräfte geben an, dass sie wenig oder gar keine Erfahrung mit der Nutzung digitaler Technologien im Unterricht haben. Bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen durch Schulen sind die in Deutschland befragten Lehrkräfte im Vergleich pessimistischer eingestellt: 45 Prozent äußern, dass ihre Schule aktuell nicht ausreichend ausgerüstet sei, um digitale Kompetenzen adäquat zu vermitteln (38 Prozent im europäischen Vergleich).
Potenziale des digitalen Unterrichts nur begrenzt anerkannt
Nur eine Minderheit der Lehrkräfte spricht digitalen Technologien und Medien die Fähigkeit zu, den Unterricht generell effektiver zu machen und sie bei ihrer Lehrtätigkeit zu entlasten. Zwar geben 57 Prozent der Lehrkräfte an, dass ihre Schüler:innen durch digitale Technologien einen besseren Informationszugang erhalten. Aber nur ein Drittel schätzen sie als geeignetes Instrument im Unterricht ein, um Schüler:innen mit unterschiedlichem Lerntempo und Lernstärken auf ein ähnliches Niveau zu bringen. Lediglich 17 Prozent sehen in ihnen eine Hilfe, um die schulischen Leistungen der Jugendlichen zu verbessern und nur 15 Prozent das Potenzial, Kinder und Jugendliche mit besonderen Unterstützungsbedarfen besser zu fördern (33 Prozent im europäischen Vergleich). 78 Prozent der europäischen Lehrkräfte beklagen zudem, dass die Erwartungen der regionalen Regierungen an den digitalen Unterricht zu hoch und nicht realistisch sind - jedenfalls zum gegenwärtigen Stand.
Deutsche Lehrkräfte schreiben 21st Century Skills geringere Relevanz zu
Im internationalen Vergleich fällt auf, dass Lehrkräfte in Deutschland den 21st Century Skills ihrer Schüler:innen (neben digitalen Kompetenzen u.a. Verantwortungsbewusstsein, Flexibilität und Resilienz) eine hohe, aber etwas geringere Relevanz zuschreiben als ihre europäischen Kolleg:innen. Auffallend wenig deutsche Lehrkräfte sehen im Einsatz digitaler Technologien die Möglichkeit, neben digitalen Kompetenzen auch weitere Zukunftskompetenzen zu fördern und so auf breitere Bildungsziele einzuzahlen.
Die Studie kann unter diesem Link heruntergeladen werden: www.vodafone-stiftung.de/zwischen-vision-und-realitaet-im-21-jahrhundert-lernen-und-lehren-im-europaeischen-vergleich
Methodik der Studie
Die Erhebung wurde vom Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der Vodafone Group Foundation durchgeführt. Die Umfrage fand in 11 Ländern statt: Albanien, Deutschland, Großbritannien, Griechenland, Ungarn, Italien, Niederlande, Portugal, Rumänien, Spanien und der Türkei.
Die Erhebung wurde vom 04. Mai -16. Juni 2022 durchgeführt. Es wurden 3.082 Lehrkräfte der Grundschule, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II telefonisch, in persönlichen Gesprächen oder online befragt. In Deutschland wurden 317 Lehrkräfte in persönlichen Gesprächen befragt.
Über die Vodafone Stiftung Deutschland
Die digitale Welt aktiv zu gestalten, erfordert neue Kompetenzen. Wir müssen neue Technologien verstehen, Veränderungen kritisch hinterfragen und gemeinsam kreative Lösungen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts schaffen. Deshalb denkt die Vodafone Stiftung Bildung für die digitale Gesellschaft neu. Gemeinsam mit Vorreiter:innen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft forschen wir, engagieren uns in gesellschaftspolitischen Debatten und entwickeln innovative Bildungsangebote. www.vodafone-stiftung.de
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