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Paritätischer Wohlfahrtsverband: Kinderarmut hat mit Hartz IV
Rekordniveau erreicht - "Zu wenig für zu viele"

Berlin (ots)

Die Kinderarmut hat in der Bundesrepublik eine historisch neue
Dimension erreicht. Nach einer Studie des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes (DPWV) hat die Einführung von Hartz IV zum
Jahresbeginn die Zahl der von Armut betroffenen Kinder auf eine
Rekordsumme von 1,7 Millionen steigen lassen. "Hartz IV heißt zu
wenig für zu viele", so das Fazit von Dr. Ulrich Schneider,
Hauptgeschäftsführer des DPWV, am Donnerstag in Berlin bei der
Präsentation der Studie.
Nach Berechnungen des Verbandes leben über 1,5 Millionen Kinder
auf Sozialhilfeniveau. Auf weitere 200.000 schätzt der DPWV die
Dunkelziffer der Kinder, die zwar ein Anrecht auf eine Sozialleistung
hätten, diese jedoch nicht in Anspruch nehmen. Insgesamt leben 14,2
Prozent der Kinder in Armut - also jedes 7. Kind in Deutschland.
Dabei unterscheiden sich die Zahlen stark zwischen Ost- und
Westdeutschland. In Westdeutschland beträgt die Kinderarmutsquote
12,4 Prozent, in Ostdeutschland 23,7 Prozent.
In etlichen Städten wird sogar die 30-Prozent-Marke deutlich
überschritten. Auch in Westdeutschland sind für einige Städte
erschreckende Zahlen zu registrieren.
Eklatante Beispiele aus Ost und West sind: Berlin (29,9 Prozent), 
Schwerin (34,3), Görlitz (35), Halle (34,6), Offenbach am Main 
(28,7)  im bayerischen Hof (20 Prozent), Pirmasens (25,3),
Bremerhaven (38,4),  Kiel (29,6),  Hamburg (20,4).
"Es ist verheerend für ein Gemeinwesen, wenn ein Drittel der
Kinder vom normalen gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind",
sagte Dr. Ulrich Schneider.  "Für Kinder, die von Arbeitslosengeld II
oder Sozialhilfe leben müssen, ist vieles Tabu, was für andere
selbstverständlich ist: Musikunterricht, Turnen im Sportverein,
Zoobesuch oder Computerkurs." Nicht einmal Nachhilfeunterricht sei
bezahlbar.
"Wir können es uns nicht leisten, 1,7 Millionen Kinder auf einem
Einkommensniveau zu belassen, das ihnen schlicht Zukunftschancen
nimmt", warnte Schneider. Der DPWV fordert:
Beim Bezug von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld muss künftig
wieder die Möglichkeit eingeräumt werden, einmalige Leistungen für
Ausgaben wie beispielsweise die Einschulung zu gewähren.
"Schulranzen, Schultüte, Turnbeutel, Turnkleidung, Federmappe und
Schreibhefte addieren sich schnell zu 180 Euro. Wie soll dies bei
einem Kinder-Regelsatz von 207 Euro im Monat bestritten werden?"
fragte Schneider.
Sozialhilfe, Arbeitslosengeld II und Sozialgeld müssten zudem um
mindestens 19 Prozent erhöht werden, damit wenigstens annähernd von
Bedarfsdeckung gesprochen werden könne. Deutschland brauche darüber
hinaus ein Bildungs- und Erziehungssystem, das es schaffe, auch für
Kinder aus bildungsfernen Familien Chancengerechtigkeit herzustellen.
Ansprechpartner:
Dr. Ulrich Schneider, Tel.: 030/246 36 302, mobil: 0172/6704215
oder
Ulrike Bauer, Tel.: 030/246 36 304, mobil: 0170/9616530

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