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Berliner Morgenpost: Unternehmertum braucht Anerkennung - Kommentar

Berlin (ots)

Das Geld verschwindet in atemberaubendem Tempo. An
der Börse verbrennt es, die Politik gibt es aus: Bankenrettung, 
Bildungsgipfel, Steuererleichterungen, Afghanistan - Zusatzausgaben 
überall, die den Haushalt ruinieren. Absehbar weniger Steuerzahler 
werden zudem höhere Sozialausgaben verursachen, bei sinkenden 
Einnahmen. Zugleich üben sich Eliten in fundamentaler Ablehnung alles
Ökonomischen. Beim Hintergrundplausch mit Unions-Fraktionschef Volker
Kauder und Fraktionsgeschäftsführer Norbert Röttgen meinten 
Teilnehmer, eine grundsätzliche Skepsis der Marktwirtschaft gegenüber
zu vernehmen. Die Politik hat offenbar nicht die Kraft, sich gegen 
die ausbreitende Systemkritik zu stellen.
Gerade in diesen Wochen aber brauchen verantwortliche Unternehmer 
Zuspruch und keine Tritte. Deutschlands kleine und mittlere Firmen 
haben die Krise nicht verursacht, leiden aber an den Folgen - ohne 
jeden Regierungsschutzschirm. Es gibt nur einen Weg aus der Krise, 
deren Ausmaß noch niemand kennt: wirtschaftliche Dynamik, frische 
Ideen, mutige Gründer, beherzt wachsende Firmen, kämpfende 
Unternehmer.
Weder Staat noch Parteien besorgen das Geld, das derzeit nach 
Herzenslust ausgegeben wird, sondern am Ende immer Geschäftsleute, ob
Döner-Stand in Schöneberg, Galerist in Mitte, Software-Frickler in 
Friedrichshain oder Weltkonzern. Sie schaffen Arbeitsplätze, 
Wohlstand und jene Steuermilliarden, mit denen Polizei, Lehrer und 
auch Volksvertreter bezahlt werden. Geld verdienen ist nicht böse, 
sondern Basis für Wohlstand und Fortschritt.
Die vergangenen Wochen haben zudem ein eklatantes Bildungsproblem 
illustriert. Kaum eine Partei verfügt über volkswirtschaftliche 
Kompetenz. Wirtschaftsprofessoren bewegen sich im parteipolitischen 
Spektrum und betreiben eher Wahlkampf als Aufklärung. Die Ökonomie 
als Kunst und Wissenschaft gilt wenig hierzulande. Ein 
internationaler Vergleich von Schulbuchinhalten ergab, dass der 
deutsche Unternehmer als Ausbeuter und Menschenschinder dargestellt 
wird. Abiturienten haben massig Wissen gespeichert, aber verstehen 
weder Kontoauszug noch Bafög-Bescheid, geschweige denn die 
Funktionsweise von Märkten. Wirtschaftswissenschaftlich ist 
Deutschland ein Entwicklungsland.
Es waren die Tüftler und Gründer, ob sie Siemens hießen, Halske, 
Bosch oder Daimler, die den Aufstieg Deutschlands zur Industrienation
im vorvergangenen Jahrhundert begannen. Sie profitierten von einer 
technikfreundlichen Aufbruchstimmung, viele von ihnen fühlten sich zu
sozialem Handeln verpflichtet. Der Erfolg von Unternehmen wurde auch 
als Erfolg hart arbeitender Menschen empfunden.
Diese Krise kann zur Chance werden, wenn eine Ökonomie mit Augenmaß 
zum Maß aller Entscheidungen wird. Innovationsbedarf gibt es genug, 
vor allem im deutschen Kerngeschäft, der Automobilindustrie. Wer 
etwas unternimmt, braucht keine abschätzigen Blicke, sondern 
Anerkennung.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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