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Berliner Morgenpost: Zwischen Mordlust und Entspannungspolitik - Kommentar

Berlin (ots)

Die Hafen- und Handelsstadt Bombay ist die
Metropole Indiens: Dynamisch und umtriebig, dazu unordentlich, 
erfinderisch im Bewältigen des Lebens, stark an Wohlgerüchen wie an 
Gestank. Bombay ist Fenster in die Vergangenheit des Subkontinents 
wie in die Zukunft.
 Der Terrorangriff - wo auch immer die Spuren hinweisen - wird das 
gewaltige Land nicht umstürzen. Aber er erzeugt Angst im Innern und 
Misstrauen nach außen. Hunderte von Opfern sind zu beklagen, Tote und
Verwundete. Die Polizisten haben sich tapfer geschlagen, viele bis 
zum bitteren Ende.
Was bisher bekannt wurde, lässt bestimmte Motive erkennen: Die 
bewaffneten Killer wollten, wie Zeugenaussagen belegen, vor allem 
Juden, Amerikaner und Briten treffen. Es kam ihnen indes nicht darauf
an, wie viele sonstige Passanten, Hotelgäste oder Sicherheitspersonal
und Polizisten Opfer wurden. Sie feuerten in die Menge, warfen 
Granaten und exekutierten. Mordlust und Sendungsbewusstsein sind 
Kennzeichen des radikalen Islamismus.
Die Gleichzeitigkeit der Aktion, offenbar präzise geplant und 
exekutiert, lässt auf Verschwörer aus dem Netzwerk der al-Qaida 
schließen.
 Die Ziele des Massenmords? Eine solche Aktion kommt nicht allein aus
Blutdurst. Bisher fehlt Klarheit. Aber es ist kein Geheimnis, dass 
die Islamisten Pakistan und Indien gegeneinander aufbringen und 
Pakistan - ohnehin brüchig - destabilisieren, Teile herausbrechen und
die Atomwaffen in die Hand bekommen wollen.
 Fatal wäre es in der Tat, wenn sich der allgegenwärtige indische 
Veracht bestätigt, der hinter Terror in Indien regelmäßig die Hand 
des pakistanischen Militärgeheimdienstes vermutet. Die Beziehungen 
beider Staaten sind gespannt, auch zu den besten Zeiten. Es gibt 
indes Bestrebungen - durch die Präsenz von Atomwaffen beider Seiten 
wahrscheinlich befördert - symbolische und reale Entspannung zu 
praktizieren und einen Modus vivendi, speziell über das umstrittene 
Hochtal von Kaschmir, herbeizuführen.
Gegen den Terror haben die Regierungen in Islamabad und Neu Delhi 
nachhaltig nur eine Waffe: konstruktiven Dialog und wechselseitige 
Information über ihre Erkenntnisse. Dazu müssen die Terroristen 
isoliert und bestraft werden.
Der Schrecken dieser Tage wie auch die Präsenz der 
Massenvernichtungswaffen beider Seiten kann indes auch zum Guten 
dienen, indem er einen Verhaltenskodex, vertrauensbildende Maßnahmen 
und die Erkenntnis erzwingt, dass es mit den apokalyptischen Reitern 
keine Gemeinschaft geben darf.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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