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Berliner Morgenpost: Berliner Morgenpost zur Eröffnung der 59. Berliner Filmfestspiele

Berlin (ots)

Eine "bundesweite Berlinale" hat die Unionsfraktion
im Bundestag gestern gefordert, und einen "deutschen Filmtag" schon 
ab 2010, an dem im ganzen Land Filmfestspiele sein sollen. Das mag in
der Umsetzung - gelinde gesagt - utopisch scheinen, markiert aber 
deutlich den Stellenwert, den die Berliner Filmfestspiele inzwischen 
besitzen. Die Berlinale, die heute Abend eröffnet wird, ist längst 
mehr als nur ein Filmfestival für Branchenmenschen und Kinofreaks. 
Sie lässt die ganze Stadt schimmern - und hat längst einen nationalen
Stellenwert erreicht. Und seit der Ära Dieter Kosslick stetig 
ausgebaut.
Das zeigt sich in diesem Jahr stärker denn je. An internationalem 
Promi-Auftrieb hat das Festival zwar wahrlich keinen Mangel, der rote
Teppich wird mit Stars wie Renee Zellweger, Michelle Pfeiffer, Kate 
Winslet oder Demi Moore reichlich bestückt sein. Und doch wird die 
Berlinale in diesem Jahr so deutsch wie nie. Von den insgesamt 386 
Filmen, die hier in den nächsten elf Tagen zu sehen sein werden, sind
allein 98 deutsche Produktionen oder Koproduktionen - ein sattes 
Viertel also. Darunter so renommierte Projekte wie die 
Babelsberg-Koproduktionen "The International", die heute das Festival
eröffnen wird, und "Der Vorleser". Neben den vielen bereits 
bestehenden Sektionen hat Kosslick in diesem Jahr erstmals auch das 
Berlinale Special zu einer eigenen Schiene ausgebaut, in der noch 
einmal große heimische Prestigeproduktionen uraufgeführt werden wie 
"Effi Briest", der Knef-Film "Hilde" oder das Kriegsdrama "John 
Rabe".
Die Konkurrenz in Cannes hat das längst vorgemacht und wuchtet 
Star-Vehikel wie "Star Wars" ins Programm. Kosslick folgt da nur 
einem allgemeinen Trend - und baut ihn fürs deutsche Kino aus. Früher
hätte man das vielleicht provinziell gescholten. Aber längst ist die 
Berlinale das wichtigste Arbeitsfestival auch für die hiesige 
Filmszene geworden, die hier stolz Leistungsschau betreibt. Das war -
gerade unter Kosslicks Vorgänger - durchaus nicht immer so.
Der Berlinale-Chef hat aber auch sonst den Festival-Begriff heimlich 
immer weiter ausgereizt und neu definiert. Man mag stöhnen über immer
neue Nebenschauplätze und Zusatzveranstaltungen: dass auf dem Talente
Campus Film-Veteranen und Kinonachwuchs sich austauschen, dass beim 
Forum Expanded sich auch die Kunstszene präsentiert oder im 
Kulinarischen Kino nicht nur der Film-Kost reichlich gefrönt wird. 
Das alles hat, natürlich, auch immer etwas von einem 
Happening-Charakter. Aber damit zeigt Kosslick vorausschauend auf, 
wie man Festivals in Zeiten zunehmender Digitalisierung und 
Heimkino-Gerätschaften weiterhin fürs Publikum attraktiv und immer 
attraktiver macht. Die oft bekrittelte "Eventisierung", auch wenn sie
das eigentliche Festival immer unübersichtlicher geraten lässt, ist 
vielleicht das wichtigste Mittel zur Sicherung des Fortbestands. 
Nicht umsonst werden alle Nicht-Berliner, siehe den gestrigen 
Unions-Vorschlag, immer neidischer und wollen auch eine Scheibe vom 
Berlinale-Kuchen abbekommen.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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