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Berliner Morgenpost: Ein Blindflug in stürmischen Zeiten - Kommentar zum Konjunkturpaket

Berlin (ots)

So. Nun ist auch diese Kuh vom Eis. 50 Milliarden
Euro sollen Bund, Ländern und Gemeinden, vor allem aber uns 
Bundesbürgern dabei helfen, einigermaßen unbeschadet durch diese 
fundamentale Wirtschaftskrise zu kommen. Ob das einigermaßen gelingt,
weiß derzeit niemand, kein Politiker, kein Wirtschaftsexperte, auch 
kein Zeitungsjournalist, obwohl der schon gern klüger wäre.
Aber nein, so ein Kommentar ist, ähnlich den diversen Rettungspaketen
der Regierungen, ein Blindflug. Im Prinzip wissen wir alle nichts, 
auch nicht Thomas Straubhaar, der gelegentlich ganz schön clevere 
Chef des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts, der schon mal ein neues 
Fass aufgemacht hat und vor einer Hyperinflation warnt. Das ist 
vielleicht der übernächste Trend, wenn wir überhaupt noch so weit 
kommen. Danach die Währungsreform. Oder doch Deflation? Düsternis? 
Die Börsen gingen gestern jedenfalls wieder mal prophylaktisch auf 
Talfahrt, wen interessiert da schon der Bundesrat mit seinen 
läppischen 50 Milliarden?
Es geht abenteuerlich zu in diesen Zeiten, und zur Beruhigung der 
Gemüter sei daran erinnert, dass auch kein noch so gebildeter 
Wirtschaftsweiser das vorausgesagt hat, was jetzt Realität ist. Man 
hätte ja schon mal skeptisch werden können beim Dozieren über 
Schrottanleihen und andere absurde Auswüchse des globalen 
Finanzwesens, oder? Na, vielleicht haben die Kollegen ja diesmal 
recht, und es wird wirklich alles noch viel schlimmer. Oder besser? 
Man mag sich ja gar nicht vorstellen, was passiert, wenn all diese 
Milliarden am Ende folgenlos im weltwirtschaftlichen Nirwana 
verschwinden. Man müsste dann wohl neue Begrifflichkeiten erfinden.
Vielleicht ist es zurzeit also vernünftig, "auf Sicht zu segeln", wie
es so schön heißt auf hoher See, wenn das Wetter ungemütlich wird und
sehr stürmisch. Insofern mögen die gelegentlich als zu kleinkariert 
kritisierten bundesdeutschen Konjunkturpakete nicht das 
Allerschlechteste sein. Man hat dann womöglich noch etwas Luft.
Auf dicke Schlussstriche, wie sie gestern der baden-württembergische 
Ministerpräsident Oettinger ziehen wollte ("der Staat hat gemacht, 
was er kann, mehr geht nicht"), sollte man jedenfalls besser 
verzichten. So unklar die Lage ist, so unklar ist auch, was Bund und 
Länder eventuell noch alles leisten müssen, um Schaden abzuwenden von
ihrem Volk. Ein einziger Blick in Richtung des Minenfelds, das sich 
hinter der bereits zerschossenen Fassade der Hypo Real Estate 
verbirgt, genügt, um zu sehen, dass da noch einiges zukommen kann auf
die Staatshaushalte.
Und damit auf uns, die wir nur die Daumen drücken können, dass unser 
bisschen Erspartes gerade im richtigen Töpfchen liegt und nicht in 
einem Pulverfass und dass wir eine politische Führung haben, die die 
richtigen Wege findet in solch nebligen Zeiten. Große Versprechungen,
zum Beispiel von Steuererleichterungen, oder grober Unsinn wie die 
Einführung eines weiteren Solidaritätszuschlags gehören mit 
Sicherheit nicht dazu.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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