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Berliner Morgenpost: Eine Gipfelwoche, die uns Hoffnung macht (Kommentar)

Berlin (ots)

Was bleibt also nach diesem siebentägigen
politischen Intensivkurs, nach dem Dreistädtegipfel, London - 
Straßburg - Prag, dem heute noch eine Stippvisite des unangefochtenen
Hauptdarstellers in Istanbul folgt. Mehr als man befürchten konnte: 
Hoffnung. Hoffnung auf ein einigermaßen glimpfliches Ende der 
Weltwirtschaftskrise. Hoffnung auf eine Nato, die tatsächlich geführt
wird und die deshalb im Zweifelsfall auch führen kann. Hoffnung auf 
eine bessere Welt, sogar das.
Eine, im Groben, überaus positive Bilanz, die zunächst natürlich 
zusammenhängt mit dem sehr starken, publikumswirksamen Auftreten des 
neuen US-Präsidenten. Barack Obama ist noch frisch genug ist in 
seinem Amt, dass man ihm seine Versprechungen, zumindest die 
Ernsthaftigkeit dieser Versprechungen, abnehmen kann, abnehmen 
sollte. Eine atomwaffenfreie Welt, was für ein Gedanke. Viel zu 
schön, um wahr zu werden? Zweifel sind mehr als berechtigt, da musste
man gestern nur mal kurz Richtung Nordkorea schauen. Aber: Noch hat 
Obama uns ja nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Sein erster 
Europa-Besuch nach der Amtsübernahme hat die ohnehin sehr hohen 
Erwartungen eher noch übertroffen. Mehr positive Projektionsfläche 
kann ein einzelner Mensch nicht bieten. Das muss ihm, der vor gar 
nicht langer Zeit noch als außenpolitisch zu unerfahren kritisiert 
wurde, erst mal jemand nachmachen.
Möglich war dieser überzeugende Auftritt andererseits nur, weil die 
anderen Gipfelteilnehmer den Präsidenten jeweils gewähren ließen, ihm
die Führungsrolle nicht streitig machten, ihm nicht in die Suppe 
spuckten. Nicht einmal die Türken wollten am Ende der Partykiller 
sein. Ihr demonstrativer Widerwillen gegen die Berufung des Dänen 
Rasmussen zum neuen Nato-Generalsekretär bot Obama nüchtern 
betrachtet die Möglichkeit, auch konkret Durchsetzungsvermögen zu 
beweisen, ein politischer Elfmeter, ganz cool und flach verwandelt.
Aber nicht nur Obama punktete: Als Gewinner gehen auch Merkel und 
Sarkozy vom Gipfel, die Kanzlerin, weil sie sich inhaltlich in 
wichtigen Punkten durchgesetzt hat, sowohl in London als auch in 
Straßburg. Der Franzose, weil er rechtzeitig sein übereifriges Ego 
bezähmen, sich mit der Kanzlerin inhaltlich verbünden und Obama in 
Sachen Publicity diszipliniert den Vortritt lassen konnte, ohne sich 
selbst zu blamieren.
Es ließen sich noch weitere Gewinner identifizieren, Michelle Obama 
zum Beispiel, aber auch die Teilnehmer des deutschen Teils der 
Anti-Nato-Demonstrationen, die ihren Protest friedlich zum Ausdruck 
gebracht haben, die sich nicht einließen auf die pubertären Exzesse 
auf der französischen Seite des Rheins. Das ist auch ein gutes 
Zeichen.
Wenn man mag, wenn man Optimist sein will, kann man das alles so 
deuten, dass die Welt aus dieser Krise vielleicht tatsächlich besser 
herauskommt als sie hineingegangen ist. Ein schöner 
Frühlingsanfangsgedanke.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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