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Berliner Morgenpost: Für Porsche-Chef Wiedeking wird es eng - Kommentar

Berlin (ots)

Überraschend schnell scheint sich die Zukunft der
deutschen Automobilhersteller Porsche und Volkswagen geklärt zu 
haben. Statt einer Übernahme des Großen durch den Kleinen soll es nun
eine Fusion geben. Und alle Beteiligten geben sich nach außen hin 
zufrieden - von den Arbeitnehmern über die Anteilseigner bis hin zu 
den seit Jahren verfeindeten Hauptakteuren Ferdinand Piëch und 
Wendelin Wiedeking.
Dabei dürfte es gerade Porsche-Chef Wiedeking schwerfallen, das 
Scheitern seiner wagemutigen Pläne dauerhaft kaschieren zu können. 
Sein Husarenritt hat den Sportwagenbauer in eine seine Unabhängigkeit
bedrohende Verschuldung geführt. Die Eile, in der nun eine Lösung 
gefunden wurde, ist weniger Ausdruck beherzter Tatkraft als vielmehr 
ein Zeichen dafür, wie sehr den Stuttgartern das Wasser bis zum Halse
steht. Letztlich blieb Wiedeking und den Porsche-Eigentümern gar 
nichts anderes übrig, als von den hochfliegenden Übernahmeplänen 
Abschied zu nehmen und sich in eine Fusion zu flüchten.
Ob Wiedeking diese Kehrtwende tatsächlich dauerhaft überstehen und 
die Leitung des neuen Autogiganten übernehmen kann, scheint fraglich.
Zwar ist auch VW-Aufsichtsratschef Piëch mit seinem Vorschlag einer 
Übernahme Porsches durch den Wolfsburger Konzern nicht wirklich 
durchgedrungen. Vieles spricht aber dafür, dass sich die 
Machtverhältnisse in dem neuen Gebilde eindeutig zugunsten des 
Massenherstellers verschieben werden. Porsche bleibt, trotz der 
Beteuerung der Eigenständigkeit der Marken, voraussichtlich nicht 
viel mehr als Reste seiner einst stolzen Unabhängigkeit.
Noch aber sind viele entscheidende Fakten unklar. Die Zerstrittenheit
der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch ist längst nicht überwunden.
Und das, was jetzt als Zukunftsplan vorgelegt wurde, ist kaum mehr 
als eine vage Hülle. Die Frage nach den künftigen 
Eigentumsverhältnissen unter dem neuen Dach etwa ist unbeantwortet. 
Ebenso wichtig für die künftigen Machtverhältnisse wird die 
Entscheidung über die personelle Führung und den Sitz des 
integrierten Autokonzerns sein. Und dabei wird letztlich auch das 
Land Niedersachen - als zweiter Großaktionär bei VW - ein 
entscheidendes Wörtchen mitreden. Seine Stellung ist durch die 
jüngsten Entwicklungen eher noch stärker geworden.
Vier Wochen haben sich die Eigentümerfamilien Zeit gegeben, um die 
bloße Hülle nun mit konkreten Inhalten zu füllen. Streit wird es 
dabei noch genügend geben. Und auch die Arbeitnehmer werden, trotz 
aller geäußerten Zustimmung zu den aktuellen Plänen, noch manche 
Kröte schlucken müssen. Schließlich ergibt das Ganze nur Sinn, wenn 
durch den Zusammenschluss auch tatsächlich Einsparpotenziale 
realisiert werden. Für manch ein Privileg auf der einen oder anderen 
Seite dürfte dies das Aus bedeuten.
Letztlich werden aber alle Beteiligten eine neue Form des 
Miteinanders erlernen und sich in Bescheidenheit üben müssen. Denn 
eine langwierige Schlammschlacht kann sich angesichts der 
Wirtschaftslage niemand leisten.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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