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Berliner Morgenpost: In den Minenfeldern des Nahen Ostens - Kommentar

Berlin (ots)

Es ist keine einfache Reise, die Benedikt XVI.
gestern begonnen hat und deren Fazit, wie bei so vielen diffizilen 
politischen Missionen, eigentlich schon vor ihrem Beginn feststehen 
sollte: Die Papstvisite im Nahen Osten ist ein Signal für den 
Friedenswillen nicht nur der katholischen Kirche im Verhältnis zum 
jüdischen und islamischen Glauben, sondern auch für die Beziehungen 
zwischen der westlichen und der muslimischen Welt insgesamt. Nicht 
wenig in einer Zeit, in der die internationalen Beziehungen noch 
immer geprägt werden von den Anschlägen des 11. September 2001, in 
der sich diese beiden großen Wertewelten nach wie vor mit immensem 
Misstrauen beäugen, in der Vorurteile Konjunktur haben und Angst der 
Vernunft im Wege steht. Seht her, wir reichen die Hand, auch im 
größten Getümmel, auch hier im Zentrum der alten 
Auseinandersetzungen, über den Gräbern unserer schlimmsten Zeiten. 
Wir stehen zu unserer Unterscheidbarkeit, wir streiten über die 
besseren Wege zum Glück, aber wir leben auch friedlich zusammen auf 
dieser einen Welt. Das sollte die Botschaft dieser vielleicht 
wichtigsten Auslandsreise des Ratzinger-Pontifikats sein. Sollte.
Denn bei aller intellektuellen Kraft, allem spirituellen Willen, 
allem historischen Bewusstsein, aller Fähigkeit zur Freundschaft, die
Joseph Ratzinger mit in sein Amt gebracht hat: Der Ausgang dieser 
Mission hängt am Ende nicht an der Person des Papstes allein, sondern
vor allem daran, ob sein in den vergangenen Jahren oft unglücklich, 
unprofessionell, fast jenseitig agierendes Umfeld, sein Management, 
die operative Elite des Vatikans, aus den haarsträubenden Fehlern der
vergangenen Jahre gelernt hat und den Chef nicht allein lässt in den 
Minenfeldern des Nahen Ostens, wo sich Weltliches und Religiöses so 
brisant mischt wie nirgendwo sonst auf dem Erdball. Benedikt, 82 
Jahre alt, wird diesen achttägigen diplomatischen Marathon mit 28 
wichtigen, Wort für Wort heiklen Ansprachen nicht ohne Fehltritt, 
ohne Stolperer meistern können. Der "einfache Arbeiter im Weinberg 
Gottes", wie sich Benedikt bei seinem Amtsantritt selbst bezeichnet 
hat, weiß das vermutlich am allerbesten.
Die Voraussetzungen für einen Erfolg der Reise sind ja nicht 
schlecht: dass die Israelis Benedikt trotz der unseligen 
Williamson-Affäre freundlich empfangen, ihn, den deutschen Papst, in 
Frieden und mit allen Ehren pilgern lassen durch ihr Land, zur Wiege 
seiner Religion, die nicht die ihre ist. Nach all dem, was nicht nur 
in der jüdisch-christlichen, sondern gerade auch in der 
deutsch-jüdischen Geschichte ausreichend Anlass böte zu Verzweiflung 
und Hass.
Das ist ja alles erst einen Wimpernschlag her im Zeitmaß des Heiligen
Landes. Und dennoch sind die Menschen wieder miteinander versöhnt. 
Das ist vorbildlich und könnte Vorbild sein für die Beilegung 
anderer, im Ursprungsland dreier Weltreligionen wurzelnder, immer 
noch so blutig ausgetragener Konflikte. Dazu kann Benedikt XVI. 
beitragen in den kommenden Tagen, allein durch seine Anwesenheit, und
- hoffentlich - durch seine Worte.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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