Berliner Morgenpost: Kommentar - Jetzt erst recht nach Mallorca!
Berlin (ots)
Das Attentat von Palmanova bringt auch in Deutschland den ältesten Terrorherd Europas in Erinnerung. Im Baskenland, Spaniens wunderschöner, wohlhabender Nordostecke, hatte die Gewalt während der 50 Eta-Jahre niemals aufgehört. Nur gelegentlich war der Terror der Radikalen in deutschen Medien mehr als eine kurze Meldung wert. Schließlich liegen die Touristenzentren am Mittelmeer Hunderte Kilometer entfernt. Gerade auf Mallorca fühlte man sich stets einigermaßen sicher vor der Mordlust der Separatisten. Das erklärt auch die eher laxen Sicherheitsstandards vor dem Guardia-Civil-Posten in Palmanova. Für die Besucher der Insel gilt aber auch nach dem Mord an den beiden jungen Polizisten: Ein Ausflug über die kurvige Küstenstraße oder ein Bad im Meer sind sicher größere Risiken als die Möglichkeit, Opfer eines Anschlags zu werden. Die baskischen Separatisten der Eta wollen zwar auch auf Europas Ferieninsel Nummer eins Schrecken verbreiten und den spanischen Staat an seiner ökonomischen Basis, dem Tourismus, treffen. Anders als die islamistischen Terroristen, die vor fünf Jahren in Madrider Vorortzügen ein Massaker mit 191 Toten anrichteten, haben es die Etarras jedoch nicht auf möglichst viele Opfer abgesehen. In der Eta haben nach den Fahndungserfolgen der Polizei zwar junge Heißsporne das Kommando übernommen. Aber auch diese müssen darauf achten, sich im Umfeld der radikalen baskischen Nationalisten nicht komplett zu isolieren. Im Visier der Killer stand darum sowohl in Burgos als auch auf Mallorca nicht zufällig die Guardia Civil, Spaniens Bundespolizei. Der alte Feind seit der Franco-Ära, als die baskische Sprache und Kultur unterdrückt wurde. Die Eta wird ihr Ziel, einen unabhängigen, sozialistischen Staat "Euskadi" herbeizubomben nicht erreichen. Spaniens Demokratie und Zivilgesellschaft sind 34 Jahre nach dem Tod des Diktators Franco gefestigt. Die Ablehnung der Bürger gegen die Gewalt hat mit jedem Mord zugenommen. Im Baskenland, das inzwischen eine Autonomie genießt wie kaum eine andere Region Europas, regieren seit diesem Frühjahr nicht mehr die bürgerlichen baskischen Nationalisten, sondern die pro-spanischen Sozialisten mit Unterstützung der Volkspartei PP. Aber obwohl die Eta schon seit Jahren totgesagt wird, existiert weiterhin ein Milieu, das dem Terror als Basis dient. Nach Umfragen hält jeder sechste Heranwachsende im Baskenland die Methoden der Eta für legitim. Aus diesen zornigen jungen Menschen speist sich der Nachschub für die Eta, obwohl 750 ihrer Mitglieder in Gefängnissen sitzen. Der Staat hat vieles versucht, Dialog und harte Hand. Die Spanier wissen deshalb, dass es gegen den Hass einer verblendeten Minderheit keine einfachen Rezepte und keine totale Sicherheit gibt. Trotz aller Trauer leben sie mit mediterraner Nonchalance weiter. Das sollten auch Touristen tun. In Angststarre zu verfallen und den Urlaub zu stornieren würde bedeuten, sich dem Terror zu beugen. Deshalb: auf nach Mallorca.
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