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Berliner Morgenpost: Klimagipfel unter Erfolgszwang

Berlin (ots)

Wenn es eines Belegs bedürfte für die Tatsache,
dass sich die Dinge mittlerweile sehr zügig ändern, dann sollte man 
sich die Vorberichte über den heute beginnenden Klimagipfel in 
Kopenhagen beugen. Von einem US-Präsidenten ist dort die Rede, der 
darauf hoffen lasse, dass dieses Spitzentreffen den Durchbruch 
bringen könnte für einen effizienten internationalen Klimaschutz. Von
sogenannten Schwellenländern, die ihre Kohlendioxidemissionen 
absenken wollen bei anhaltendem wirtschaftlichen Erfolg. Von einem 
deutschen Umweltminister, der der CDU angehört, aber mehr Werbung für
eine ernsthafte Klimaschutzpolitik macht als der überzeugteste 
Umweltschützer. Demnächst, so könnte man vermuten, wird der smarte 
Norbert Röttgen noch als Greenpeace-Aktivist vom Brandenburger Tor 
grüßen. Das war so kaum vorhersehbar, wenn man sich an die Anfänge 
der Öko-Bewegung erinnert, an Wollsocken und Jesuslatschen.
Die Weltpolitik ist ergrünt im letzten Jahrzehnt, keine Frage, Bio 
gehört zum guten Ton und selbst in der Union traut sich kaum noch 
einer, ein gutes Wort für die "Übergangstechnologie" Kernkraft 
einzulegen.
Man könnte jetzt böswillig unterstellen, dass es sich bei dieser 
fortschreitenden Ökologisierung des Politischen um eine der üblichen 
Modeerscheinungen handelt, denen gesellschaftliche Entwicklungen auch
auf höchster Ebene unterworfen sind. Ein Politiker, der heutzutage 
sagen würde, dass ihm die Umwelthysterie auf den Nerv gehe und ihm 
Kopenhagen deshalb komplett schnuppe sei, wäre bei ziemlich vielen 
Wählern untendurch. Umweltschutz ist eine gesellschaftliche 
Grundwelle, der sich auf Zustimmung angewiesene, demokratisch 
gewählte Repräsentanten derzeit nur sehr schwer entziehen können. 
Umweltpolitische Bekenntnisse, so könnte man es auch ausdrücken, sind
also ziemlich wohlfeil in diesen Tagen.
Leider verhält es sich mit großer Wahrscheinlichkeit anders: 
Klimaschutz ist die pure Notwendigkeit, der sich angesichts von Daten
und Prognosen kein Politiker entziehen kann, der es einigermaßen gut 
meint mit der Spezies Mensch. Die fortschreitende Erwärmung unseres 
Klimas kann mittlerweile auch ein Laie wahrnehmen, die 
wissenschaftlichen Projektionsverfahren, die die Folgen dieser 
Entwicklung prognostizieren, sind hinreichend exakt, ihre Ergebnisse 
unter dem Strich niederschmetternd, selbst wenn es am Ende nicht ganz
so schlimm stehen sollte wie von vielen befürchtet.
Insofern ist nur zu begrüßen, dass die Gipfelteilnehmer sich vor 
Beginn ihrer zwölftägigen Klimakonferenz selbst einen erheblichen 
Erfolgsdruck auferlegt haben. Nach all den Beteuerungen und 
Terminplanänderungen, nach all den großen Worten der vergangenen Tage
muss Kopenhagen ein Erfolg werden, wenn sich die politische Elite 
dieser Welt nicht auf die Knochen blamieren möchte. Ein "historisches
Übereinkommen" werde man treffen, kündigte UN-Generalsekretär Ban 
Ki-moon an. Man sollte ihn beim Wort nehmen.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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