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Berliner Morgenpost: Teherans Atomrüstung bedroht auch Deutschland - Leitartikel

Berlin (ots)

Während in Deutschland bis hin zu persönlichen
Verletzungen über die Höhe von Hartz-IV-Sätzen und spätrömische 
Dekadenz polemisiert wird, braut sich nur eine Raketen-Reichweite 
entfernt ein atomares Untergangsszenario zusammen. Immer klarer sind 
die Indizien dafür, dass der Iran eine eigene Atombombe entwickeln 
will. Einen glaubwürdigeren Zeugen für diese die ganze Welt 
herausfordernde Bedrohung als die Internationale Atomenergiebehörde 
(IAEA) gibt es nicht. Ihr neuester Lagebericht ist alarmierend. Er 
bestätigt die schlimmen Befürchtungen nicht nur der nahöstlichen 
Region, auch des gesamten Westens, Russlands und partiell Chinas.
Wie anderen Staaten ist dem Iran die friedliche Nutzung von 
Kernenergie erlaubt. Diese ist allerdings internationaler Kontrolle 
unterworfen, um eine militärische Nutzung und damit die Aufrüstung zu
einer weiteren Atommacht zu verhindern. Dieser Überwachung entzieht 
sich Teheran seit Jahren konsequent durch Hinhaltemanöver und 
Täuschungsversuche. Die gleichzeitig forcierte Aufrüstung mit Raketen
größerer Reichweite als Trägersysteme für potenzielle atomare 
Sprengköpfe spricht immer mehr dafür, dass der Iran über kurz oder 
lang zum unkalkulierbaren Risiko für den Weltfrieden wird. Ein atomar
gerüsteter Iran hätte die weitere verheerende Konsequenz, dass in der
nahöstlichen Region von der Türkei bis Saudi-Arabien und natürlich 
einschließlich Israels, das wohl schon längst über A-Waffen verfügt, 
ein nukleares Wettrüsten beginnen würde.
Die Bemühungen, diesen Wahnsinn doch noch zu stoppen, werden immer 
dringlicher. Aber mit welchen Mitteln? Nachdem sich Teheran von 
Resolutionen des UN-Sicherheitsrats nicht beeindrucken ließ, sind 
nach dem jüngsten IAEA-Dossier endlich wirksame, für den Iran 
schmerzhafte Sanktionen fällig. Sie müssen die Forschung, 
Modernisierung der Erdölförderung und den Ausbau der Infrastruktur im
Lande treffen. Aber wird sich die Weltgemeinschaft wirklich dazu 
verabreden? Nationale Regierungen wie die deutsche müssten ihrer 
Wirtschaft Gewinneinbußen zumuten, die neue Weltmacht China müsste - 
anders als Russland - zum Mitmachen noch überzeugt werden. Selbst 
wenn die Zweifel groß sind - allein scharfe Sanktionen können noch 
verhindern, woran die Europäer nicht zu denken wagen, Amerikaner und 
Israelis aber für den äußersten Fall längst planen: den Militärschlag
gegen Irans Atomschmieden.
Die Deutschen neigen nach den schlimmen Erfahrungen ihrer Geschichte 
dazu, Bedrohungen weit vor der eigenen Tür zu ignorieren. Das ist den
Iran betreffend noch gefährlicher als im Fall Afghanistan. Irans nach
der Atombombe strebender Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat Israel 
mit Vernichtung gedroht. Nach allem, was wir mit ihm erfahren haben, 
ist das mehr als eine nur verbale Drohung. Sie trifft auch 
Deutschland. Denn das Schicksal Israels ist, so Bundeskanzlerin 
Angela Merkel aus gutem Grund, unverbrüchlich mit dem unseren 
verbunden. Hartz IV mag den inneren Frieden gefährden - Teheran den 
Weltfrieden.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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