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Berliner Morgenpost: Dennoch: Ein guter Tag für die Menschen im Irak

Berlin (ots)

Die großen Verlierer der irakischen Parlamentswahl,
das sind die Fanatiker des islamistischen Terrornetzwerkes al-Qaida. 
Sie haben es nicht vermocht, mit ihrer nihilistischen Gewalt, mit 
ihren Morddrohungen und ihren perfiden Sprengfallen die Menschen 
davon abzuhalten, ihr Votum für einen neuen, einen demokratischeren, 
einen freieren Irak abzugeben.
Es gebührt den von fast 25 Jahren Saddam-Diktatur und sieben Jahren 
Bürgerkrieg gebeugten Irakern großer Respekt. Mutig und unerschrocken
drängten sie in die Wahllokale in ständiger Furcht, der Nebenmann in 
der Warteschlange könnte jeden Moment seinen Sprengstoffgürtel zur 
Explosion bringen. Trotzdem gingen sie. Manche bezahlten es mit ihrem
Leben. Die Granaten, Bomben und Raketen der totalitären 
Zukunftsverweigerer töteten Dutzende Menschen, die lediglich von 
ihrem demokratischen Recht Gebrauch machen wollten, wählen zu gehen, 
ihrem politischen Willen Ausdruck zu verleihen.
Der gestrige Wahltag war trotz großer Trauer über die Todesopfer ein 
guter, ein wichtiger Tag für den Irak. Er hat das Land auf seinem 
steinigen Weg zu Demokratie und Freiheit ein großes Stück 
vorangebracht, weil auch die Sunniten, mit knapp 25 Prozent die 
größte religiöse Minderheit im Zweistromland zwischen Euphrat und 
Tigris, sich an der Wahl beteiligten. Bei der Parlamentswahl im Jahr 
2005 hatten die Glaubensbrüder des untergegangenen Saddam-Clans die 
Wahl noch boykottiert. Ihre Einbindung in die politischen Prozesse 
ist auf der Suche nach einem gesellschaftlichen Konsens unerlässlich.
Ohne die Überwindung ethnischer und religiöser Grenzen wird es im 
Irak keinen Frieden geben. Auch die Sunniten, nach ihrem Boykott 2005
auf für sie unangenehme Weise gesellschaftlich und politisch 
isoliert, haben das ganz offensichtlich verstanden.
Noch etwas stimmt optimistisch. Viele Wahlbündnisse sind 
konfessionsübergreifend angetreten: Christen mit Schiiten, Schiiten 
mit sunnitischen Stammesführern. Im Irak wächst offenbar die 
Einsicht, dass religiöse Konflikte das Land weiter spalten werden 
zulasten eines friedfertigen Miteinanders. Zu viele Mächte haben den 
Irak zu lange als Schlachtfeld ihrer höchst egoistischen 
Machtinteressen missbraucht, allen voran der schiitische Iran und das
sunnitische Saudi-Arabien. Diese Erkenntnis und der daraus 
resultierende Wille zur politischen Gestaltung - davon zeugen die 
Wahl im Irak und der Mut der Iraker.
Nun müssen nur noch die gewählten Volksvertreter dem in sie gesetzten
Vertrauen gerecht werden und sich nicht in endlosen Macht- und 
Koalitionskämpfen oder Egoismen ergehen. Die nordirakische 
Kurdenallianz, stabil, gut strukturiert und anders als die übrigen 
irakischen Fraktionen einigermaßen homogen, könnte erneut - wie 2005 
- die "Königsmacherin" sein. Vieles hängt davon ab, ob und wie sie 
sich in das Bagdader Ränkespiel stabilisierend einschalten wird. Die 
Iraker hätten es verdient, gut und gerecht regiert zu werden.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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