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Berliner Morgenpost: Die Eltern werden den Senat zur Vernunft zwingen

Berlin (ots)

Für ihre Bildungspolitik bekommt die rot-rote
Berliner Koalition allen Bemühungen zum Trotz von den Wählern bisher 
keine guten Noten. Da bringen SPD und Linke eine umfangreiche 
Schulreform auf den Weg, statten die Schulen besser aus, bekämpfen 
mit frischen Lehrkräften den Unterrichtsausfall, sanieren mit 
Millionen vom Bund Schulgebäude und Kindertagesstätten, aber beim 
Volk verfangen alle diese Bemühungen nicht. Die Menschen beurteilen 
die Arbeit des Bildungssenators Jürgen Zöllner (SPD) deutlich 
negativ. Sollte es jetzt auch noch in den kommenden Monaten beim 
Aufbau der neuen Sekundarschulen zu den erwartbaren praktischen 
Problemen kommen, bangen nicht wenige im rot-roten Lager um die 
Wahlchancen 2011.
Was Rot-Rot falsch macht in der Bildungspolitik, ist exemplarisch am 
Streit über die Schulhorte zu besichtigen. Dass es dort eine Lücke 
gibt, leuchtet jedem ein, der Missstand ist offensichtlich. Kinder 
bis zur 4. Klasse dürfen nachmittags in den Hort. Schüler ab der 
fünften Klasse nicht mehr. In der Oberschule ab der siebten Klasse 
werden die Kinder wieder ganztags betreut. Aber im sensiblen Alter 
zwischen zehn, elf, zwölf Jahren lässt die Berliner 
Bildungsverwaltung die Kinder einfach ab mittags auf der Straße 
herumlungern, wenn ihre Eltern arbeiten gehen.
Natürlich können die meisten Elfjährigen alleine nach Hause gehen, 
können U-Bahn fahren und den Türschlüssel bedienen. Die Hort-Lücke 
ist nicht unbedingt ein pädagogisches. Aber ohne Not setzt die 
Verwaltung die Eltern der älteren Grundschulkinder unter Druck, etwas
für die Nachmittage organisieren zu müssen. Kein Wunder, dass viele 
den Eindruck haben, die Schulverwaltung lasse sie wieder einmal im 
Stich.
Jetzt blasen die Eltern also erneut zum Volksbegehren, um notwendige 
Verbesserungen im Bildungswesen durchzusetzen. Der Erfolg im Kampf um
mehr Erzieher für die Kitas hat Mut gemacht. Unter dem Eindruck von 
Zigtausenden von Unterschriften und einem Urteil des 
Landesverfassungsgerichts mussten die "Bildung hat 
Priorität"-Politiker reagieren und den von niemandem bestrittenen 
Missstand auch mit mehr Geld angehen. Plötzlich ließen sich 84 
Millionen Euro für bessere Kitas auftreiben.
Auch jetzt läuft es ähnlich: Bisher haben die Koalitionsfraktionen 
Forderungen der Opposition nach einem Schließen der Hort-Lücke stets 
abgelehnt. Kein Geld. Aber die Forderung, auch Fünft- und 
Sechstklässler nachmittags zu betreuen, sei natürlich berechtigt, 
sagen alle, vom Bildungssenator bis zu den Fachpolitikern. Nun machen
die Eltern Druck. Warum sollen sie auch einen offenkundigen Missstand
zwei oder drei weitere Jahre hinnehmen, bis ein neuer Haushalt 
verabschiedet wird und ihr Anliegen sich dort wiederfindet? Die 
Hort-Lücke wird geschlossen werden. Früher oder später. Aber SPD und 
Linke werden als Verhinderer und Blockierer dastehen. Selber schuld, 
weil sie über all den großen Bildungsreformen die lebenspraktischen 
Anliegen der Eltern ignorieren.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

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