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BERLINER MORGENPOST: Ein einziger Sanierungsfall - Kommentar vom Matthias Steube über die marode Infrastruktur Berlins

Berlin (ots)

Sommerzeit, Ferienzeit. Das bedeutete in Berlin in der Vergangenheit relativ entspannte Verkehrsverhältnisse. Kaum Staus. Dafür aber Sommerbaustellen, die sich, sofern rechtzeitig angekündigt, einigermaßen umfahren ließen. In diesem Sommer aber ist alles anders. Die Stadtautobahn wird zur nervtötenden Staufalle. Denn zwischen Schmargendorf und Tunnel Rathenauplatz muss saniert werden. Dazu kommt noch Pech. Eine Ausweichroute, die Halenseestraße, ist komplett gesperrt. Ein Lkw hatte die Bahnbrücke beschädigt. Von den vielen anderen Baustellen im Berliner Straßennetz gar nicht zu reden. Klar wird in diesem verstauten Sommer: Jahrelang hat der Senat weggeschaut und ignoriert, dass die Straßensubstanz zusehends maroder wird. Es darf doch kein Verkehrssenator erstaunt sein, dass Stadtautobahn und Dreieck Funkturm dem seit Jahren steigenden Verkehr nicht mehr gewachsen sind: 185.000 Fahrzeuge täglich auf Straßen, die in den 60er- und 70er-Jahren für 30.000 gebaut und ausgelegt waren. Das hat man doch kommen sehen. Kommen sehen müssen. Dass die Lkw immer größer und schwerer werden, Straßen und Brücken darunter leiden, ist auch kein Phänomen wie ein plötzlicher Frostaufbruch von Fahrbahnen im Winter. Auch bei den Brücken wird die Liste der sanierungsbedürftigen Bauwerke regelmäßig länger. Derzeitiger Stand: 83 müssen erneuert werden. Nein, wer die Prognosen von Verkehrsexperten ernst genommen hätte, der hätte das sehen können und reagieren müssen. Denn der Sanierungsstau hat zur Folge, dass die Reparaturkosten nun ins Unermessliche steigen. So geschehen beim Dreieck Funkturm. Sanierung und Umbau dort werden nun mit 264 Millionen Euro veranschlagt. Fünfmal mehr als ursprünglich geplant. Eine Forderung ist nicht neu, sie ist nur noch dringlicher geworden: Berlin braucht eine Task Force Straßeninfrastruktur und ein deutlich besser koordiniertes Baustellenmanagement. Nur so kann vielleicht noch verhindert werden, dass die Autobahnen und Straßen in der deutschen Hauptstadt schon bald zum zusammenhängenden Sanierungsfall werden.

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Telefon: 030/2591-73650
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