BERLINER MORGENPOST: Berliner Massenuniversitäten - Leitartikel von Joachim Fahrun
Berlin (ots)
Dass immer mehr junge Menschen aus Deutschland und der weiten Welt in Berlin studieren möchten, ist ein grandioser Erfolg für die Stadt. Sie bereichern das urbane Leben, und zwar kulturell und finanziell, weil jeder zusätzliche Einwohner Geld aus dem Länderfinanzausgleich bedeutet.
Die staatlichen Universitäten und Hochschulen der Stadt stoßen jedoch an ihre Grenzen. Wenn sich bis zu 100 Studierende einen Professor teilen müssen, kann man von optimaler Betreuung und hochwertiger Begleitung kaum sprechen.
Gerade die großen drei unter Berlins Universitäten - die Humboldt-Universität, die Freie und die Technische Universität - haben lange ihren Lehrkörper radikal gestutzt und Stellen von Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern abgebaut.
Wie so oft bei Wachstumsprozessen sind Verzerrungen zu beobachten. Studierende auf Hörsaaltreppen, die monatelang auf ein Gespräch mit dem Hochschullehrer warten müssen - das ist für Eliteuniversitäten ein unwürdiges Bild. Dass es andernorts in Deutschlands Universitäten nicht viel besser aussieht, ist nur ein schwacher Trost.
Wer jedoch die Bedingungen in ausländischen Eliteschmieden mit denen hierzulande vergleicht, muss sich nicht wundern, wenn gerade junge Menschen mit Potenzial und dem nötigen finanziellen Hintergrund lieber Tausende Euro Studiengebühren bezahlen, als sich die staatliche deutsche Universität anzutun.
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