BERLINER MORGENPOST: Ein Angriff auf uns alle
Leitartikel von Bastian Angenendt zum Hackerangriff
Berlin (ots)
Kurzform: Es zeigt nur einmal mehr: Vor gezielten Hackerangriffen ist kaum jemand sicher - und viel zu wenige scheren sich darum. Fragen Sie sich selbst: Wissen Sie, wie viele Apps auf Ihre Bilder zugreifen dürfen? Sind die Bilder im Gerätespeicher oder vielleicht in einer Cloud? Welche Programme synchronisieren sich mit Ihrem Kalender? Viele haben längst den Überblick verloren und vertrauen darauf, dass nichts passiert. Wer die Vorteile der vernetzten Welt nutzen will, der zahlt dafür immer einen Preis. Vielleicht ist es nur ein verschicktes Bild bei WhatsApp, ein kleiner Plausch mit dem "smarten" Lautsprecher oder die Kreditkartennummer, die auf der Playstation gespeichert ist, damit man bequem Spiele kaufen kann. Für Verbrecher auf der ganzen Welt sind diese digitalen Fingerabdrücke und das Finden von Sicherheitslücken aber längst ein Milliardengeschäft, das neue kriminelle Berufsbilder hervorgebracht hat.
Der vollständige Leitartikel: Nun hat es mal wieder Politiker und Prominente getroffen - und dann auch noch viele auf einmal. Das klingt spektakulär, es steckt große kriminelle Energie dahinter und ist ein schweres Verbrechen. Aber es ist keine Überraschung - es darf keine sein. Es zeigt nur einmal mehr: Vor gezielten Hackerangriffen ist kaum jemand sicher - und viel zu wenige scheren sich darum. Fragen Sie sich selbst: Wissen Sie, wie viele Apps auf Ihre Bilder zugreifen dürfen? Sind die Bilder im Gerätespeicher oder vielleicht in einer Cloud? Welche Programme synchronisieren sich mit Ihrem Kalender? Viele haben längst den Überblick verloren und vertrauen darauf, dass nichts passiert. Aber können Sie sicher sein, dass der Hersteller dieser einen App, der Sie irgendwann mal gedankenlos Zugriff auf Bilder, Kalendereinträge und Adressbuch gewährt haben, all diese Daten nicht insgeheim weiterverkauft? Solche Vorwürfe gibt es zuhauf. Unter anderem gegen Facebook. Ein Netzwerk, dem rund zwei Milliarden Menschen angehören. Mehr als jeder vierte Mensch auf dem Planeten. Wer die Vorteile der vernetzten Welt nutzen will, der zahlt dafür immer einen Preis. Vielleicht ist es nur ein verschicktes Bild bei WhatsApp, ein kleiner Plausch mit dem "smarten" Lautsprecher oder die Kreditkartennummer, die auf der Playstation gespeichert ist, damit man bequem Spiele kaufen kann. Für Verbrecher auf der ganzen Welt sind diese digitalen Fingerabdrücke und das Finden von Sicherheitslücken aber längst ein Milliardengeschäft, das immer neue kriminelle Berufsbilder hervorgebracht hat. Angefangen beim kleinen Betrug mit gefälschten E-Mails über eine Erpressung mit Nacktbildern bis hin zur großen Industriespionage. Verbrecher stehlen Daten - jeden Tag, tausendfach, rund um die Uhr, mit vielen Instrumenten. Einzelpersonen sind genauso betroffen wie Mittelständler, Konzerne, Vereine, Parteien. Selbst digitale Vorreiter wie Amazon und Apple wurden ausgespäht, ohne es zu merken. Das Netzwerk der Bundesregierung registriert täglich Hunderte Angriffe. "Hacken findet nicht in einem fernen Cyber-Universum statt", sagte der Präsident des Bundesamtes für IT-Sicherheit. "Es betrifft uns alle." Umso wichtiger ist es, nicht nur über 5G und Internet auf dem Land zu sprechen, wenn man in Berlin mal wieder auf die Digitalisierung zu sprechen kommt. Die Sicherheit der IT-Infrastruktur und der Datenschutz müssen als zentrale Bestandteile der Digitalisierung begriffen werden. Es dient dem Schutz von Verbrauchern, dem Schutz der Wirtschaft, aber vor allem auch dem Schutz der Demokratie. Nur zu gut hat die letzte US-Präsidentenwahl gezeigt, wie sehr gezielte Cyber-Kampagnen das öffentliche Meinungsbild beeinflussen können. Im Bundestag sollte man sich nun fragen, wie die Daten der Abgeordneten in Umlauf kommen konnten, obwohl es ein Bundesamt gibt, das nur dafür da ist, solche Fälle zu verhindern. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist seit 2016 sogar um rund die Hälfte gewachsen. Der vielleicht wichtigste Job kommt aber auf die Länder zu, auf die Schulen. Dass gerade dort immenser Bedarf besteht, zeigte im November der Jugendmedienschutzindex 2018, eine Studie zur Medienkompetenz unter Lehrern. Dort gab jeder zweite Pädagoge an, seinen Schülern bei der Nutzung Neuer Medien nicht ausreichend helfen zu können. Dabei ist es neben dem Elternhaus gerade auch die Schule, die bei unseren Kindern ein Bewusstsein dafür schaffen muss, wie und wodurch man sich angreifbar macht, wenn man das Internet nutzt. Und das so früh wie möglich.
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