BERLINER MORGENPOST: Der Himmel über Berlin
Kommentar von Jens Anker zu Hochäuser
Berlin (ots)
Kurzform: Das Leitbild lässt den grundsätzlichen Gedanken erkennen, dass sich Berlin dem Hochhaustrend nicht verschließen will. Aber gleichzeitig großen Wert darauf legt, dass sich die Neubauten ins Stadtbild einfügen und zum Stadtleben beitragen. Doch es muss befürchtet werden, dass das Leitbild - wie alle Überlegungen zuvor - im politischen Streit der Hochhausbefürworter und -gegner zerredet wird.
Der vollständige Kommentar: Mehr als 20 Hochhausprojekte liegen derzeit bei den Bezirken und hoffen auf ihre Genehmigung. Und ständig kommen neue hinzu. Im immer enger werdenden Berlin wird das Bauen in die Höhe offenbar immer attraktiver. Für den Alexanderplatz existieren entsprechende Pläne bereits seit dem Fall der Mauer. Neue Ideen kamen hinzu, Masterpläne wurden geschmiedet, geändert und auch wieder verworfen. Denn bislang fehlte ein Konzept dafür, wie Berlin mit diesen Planungen umgeht. Klar ist, dass die Stadt nicht durch zahllose Bürobunker verschandelt werden soll. Aber auch große Wohntürme haben einen schlechten Ruf. Sie gelten entweder als soziale Brennpunkte oder als gelegentliche City-Quartiere für Millionäre aus der ganzen Welt. Beides ist dem Zusammenleben in der Stadt nicht zuträglich. Wenn nun also erstmals Leitlinien für die Genehmigung neuer Hochhäuser vorliegen, so ist das sinnvoll - wenn es auch, wie in Berlin üblich, viel zu spät erfolgt. Der Senat hat bewusst darauf verzichtet, bestimmte Gebiete ausdrücklich für den Hochhausbau vorzusehen. So soll ein rasanter Anstieg der dortigen Bodenpreise vermieden werden, weil diese Flächen besonders attraktiv für Investoren wären. Auch das ist zu begrüßen. Das Leitbild gilt nun für die ganze Stadt, alle Bezirke haben den gleichen Leitfaden - sollte das Abgeordnetenhaus dem Vorschlag der Senatsbaudirektorin zustimmen. Das Leitbild lässt den grundsätzlichen Gedanken erkennen, dass sich Berlin dem Hochhaustrend nicht verschließen will. Aber gleichzeitig großen Wert darauf legt, dass sich die Neubauten ins Stadtbild einfügen und zum Stadtleben beitragen. Doch es muss befürchtet werden, dass das Leitbild - wie alle Überlegungen zuvor - im politischen Streit der Hochhausbefürworter und -gegner zerredet wird.
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