BERLINER MORGENPOST: Einfach überrollt
Kommentar von Isabell Jürgens zu den neuen Maßnahmen gegen die E-Roller-Flut
Berlin (ots)
Seit gerade einmal zwei Monaten dürfen E-Scooter legal in Deutschland gefahren werden. Und der naive Glaube, dass die Tretroller mit Elektroantrieb sich zur umweltschonenden Alternative zum Autoverkehr entwickeln, hat sich gründlich zerschlagen. Genau das Gegenteil ist eingetreten. Statt die Innenstadt zu entlasten, haben die Anbieter die City geradezu geflutet mit ihren Mietrollern, die nun in Massen Gehwege verstopfen, Bushaltestellen versperren oder als Elektroschrott im Gebüsch oder der Spree landen. In nur wenigen Wochen haben es die meist jugendlichen Nutzer zudem geschafft, durch rücksichtslose Fahrweise alle anderen Verkehrsteilnehmer gegen sich aufzubringen.
Zugegeben: Die Zulassung der Roller hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und nicht Berlin auf den Weg gebracht. Aber Berlin hat es versäumt, die Anbieter frühzeitig in die Pflicht zu nehmen und mit klaren Spielregeln dafür zu sorgen, dass die E-Scooter nicht zum Problemfall werden. Die Verkehrssenatorin begründet dies damit, man habe die Einführung des an sich erwünschten Neuzugangs nicht schon von vornherein durch zu viele Einschränkungen behindern wollen. Und man habe ja, nachdem das Problem erkannt sei, schnell gehandelt.
Eine Aussage, die verwundert. Denn in anderen Metropolen, in denen die E-Scooter schon länger zugelassen sind, sind genau die Probleme aufgetaucht, mit denen sich nun die Berliner herumschlagen müssen. Die Senatorin hätte gewarnt sein müssen. Parkverbote auf Gehwegen und an Sehenswürdigkeiten sind überfällig. Und das Märchen von der umweltfreundlichen Mobilitätsalternative ist angesichts der Haltbarkeit der Mietroller von höchstens sechs Monaten ohnehin längst entzaubert.
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