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BERLINER MORGENPOST: Armutszeugnis für den Fußball
Kommentar von Christian Latz zu Schutz für Schiedsrichter

Berlin (ots)

Kurzform: Statt nun verpflichtend Personenschützer für alle Spiele im Amateurfußball zu beschließen, sollte der Berliner Fußball-Verband zu anderen Maßnahmen greifen. Neben harten Einzelstrafen für gewalttätige Spieler müssen auch die Vereine stärker sanktioniert werden und notfalls auch unter den Tätlichkeiten einzelner Spieler leiden. Niemand, der nur aus Freude am Kicken auf den Platz geht, schlägt einen Schiedsrichter. Ein solches Gewaltpotenzial Einzelner wird schnell offensichtlich, zumal, wenn man als Team mehrmals pro Woche zusammen spielt.

Der vollständige Kommentar: Da es viele scheinbar vergessen haben: Fußball ist nur ein Spiel, im Amateurbereich ein reines Hobby. Es soll zuerst Spaß machen, am Wochenende über den Platz zu hetzen und sich mit anderen sportlich zu messen. Dass nun die Berliner Schiedsrichter gestreikt haben, und mit dem Friedenauer TSC der erste Amateurverein einen Personenschützer für die Sicherheit der Unparteiischen einsetzt, ist ein Armutszeugnis für den Hobby-Fußball in Berlin. So begrüßenswert die Bemühungen des Vereins sind, ist es doch ein fatales Zeichen: Es darf nicht zur Normalität auf Berlins Fußballplätzen gehören, dass sich Schiedsrichter um ihre Gesundheit sorgen müssen. Darauf mit Sicherheitspersonal zu reagieren, erweckt den Eindruck, als habe man sich damit abgefunden, dass jederzeit mit Angriffen von Spielern, Trainern und Zuschauern auf die Unparteiischen zu rechnen ist. Statt nun verpflichtend Personenschützer für alle Spiele im Amateurfußball zu beschließen, sollte der Berliner Fußball-Verband zu anderen Maßnahmen greifen. Neben harten Einzelstrafen für gewalttätige Spieler müssen auch die Vereine stärker sanktioniert werden und notfalls auch unter den Tätlichkeiten einzelner Spieler leiden. Niemand, der nur aus Freude am Kicken auf den Platz geht, schlägt einen Schiedsrichter. Ein solches Gewaltpotenzial Einzelner wird schnell offensichtlich, zumal, wenn man als Team mehrmals pro Woche zusammen spielt. Die Vereine müssen viel früher auf diese Spieler einwirken - und wenn kein Umdenken erkennbar ist, die Konsequenzen ziehen und das Teammitglied ausschließen. Unterstützen muss der Verband, indem Anti-Aggressionstrainings zur Pflicht werden. Für nicht mehr als ein Taschengeld stellen sich Schiedsrichter jedes Wochenende auf die Plätze. Der Dank reicht häufig von Beschimpfungen bis zu Gewalt. Kein Wunder, dass ihre Zahl immer weiter sinkt. Ihr Engagement sollte allen Beteiligten mehr Einsatz wert sein.

Pressekontakt:

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Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

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