BERLINER MORGENPOST: Durchhalten in S- und U-Bahn
Kommentar von Joachim Fahrun zum Berliner Nahverkehr
Berlin (ots)
Kurzform: Der Senat hat sich jetzt aufgemacht, den Nahverkehr zu modernisieren und zu erweitern. Dafür nimmt Berlin Milliarden Euro in die Hand. Das ist wirklich alternativlos. Bis diese Investitionen jedoch Wirkung entfalten, werden die Fahrgäste ausgedünnte Takte und volle Züge in Kauf nehmen müssen. Da hilft nur Gelassenheit. Und die Hoffnung, dass die Probleme nicht zu einer neuen Krise eskalieren.
Der vollständige Kommentar: Es wird nicht schöner in Berlins öffentlichem Personennahverkehr. Das betagte rollende Material altert Monat für Monat und steht länger in den Werkstätten. Bei der S-Bahn kommt fehlendes Personal als Ursache für die steigende Zahl ausgefallener Fahrten hinzu. Die U-Bahn wird zusätzlich durch mehr Baustellen an maroden Tunneln gebremst. Daher fahren jetzt auf vielen Linien kürzere Züge seltener. Aber immerhin schaffen sie es, ihre ausgedünnten Fahrpläne einigermaßen einzuhalten. Statt unregelmäßig im Drei-Minuten-Takt kommen die Züge tagsüber nun relativ zuverlässig alle fünf Minuten. Wir jammern also im Berliner Nahverkehr auf vergleichsweise hohem Niveau. Obwohl man zugestehen muss, dass es vor allem auf den zentralen U-Bahnlinien und einigen S-Bahnstrecken zu den Stoßzeiten ungemütlich geworden ist. Sich stehend zwischen fremden Menschen zu drängen, ist keine Vorstellung, die eingefleischte Autofahrer veranlasst, aus dem Stau auf den Straßen aus- und in die Bahnen einzusteigen. Das Schlimme ist: Schnell Abhilfe zu schaffen in Form von neuen Wagen, die seltener kaputt gehen, ist kaum möglich. Die Beschaffung neuer Fahrzeuge ist auf dem Weg. Aber es dauert, bis sie geliefert werden. Rückwirkend muss man den früheren Senaten vorwerfen, sich nicht eher um dieses Rückgrat des Stadtlebens gekümmert zu haben. Der Senat hat sich jetzt aufgemacht, den Nahverkehr zu modernisieren und zu erweitern. Dafür nimmt Berlin Milliarden Euro in die Hand. Das ist wirklich alternativlos. Bis diese Investitionen jedoch Wirkung entfalten, werden die Fahrgäste ausgedünnte Takte und volle Züge in Kauf nehmen müssen. Da hilft nur Gelassenheit. Und die Hoffnung, dass die Probleme nicht zu einer neuen Krise eskalieren.
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