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Mehr Tempo bei der Tram
Kommentar von Isabell Jürgens zum Straßenbahn-Ausbau

Berlin (ots)

Kurzform: Die oberflächlich so positiv klingenden Beschlüsse zum Weiterbau der Trasse vom Hauptbahnhof zur Jungfernheide sowie zum weiteren Tramausbau in der Stadt, die der Senat auf Vorlage der Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) verkündet hat, halten einer genaueren Betrachtung nicht stand. Nachdenklich stimmt auch, dass sie für die beschlossene Verlängerung weder einen Zeit- noch einen Kostenrahmen genannt hat. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, wird das Ziel, die Straßenbahn im ganzen Stadtgebiet überall dort wieder rollen zu lassen, wo S- und U-Bahn unrentabel wären, aber Busse überfüllt sind, erst in 70 Jahren erreicht. Wenn überhaupt.

Der vollständige Kommentar: Vor 70 Jahren hatte Berlin rund 600 Kilometer Straßenbahngleise. Heute sind es weniger als 200. Daran wird sich so schnell nichts ändern, auch wenn Rot-Rot-Grün dem Straßenbahnausbau oberste Priorität eingeräumt hat. Denn die oberflächlich so positiv klingenden Beschlüsse zum Weiterbau der Trasse vom Hauptbahnhof zur Jungfernheide sowie zum weiteren Tramausbau in der Stadt, die der Senat auf Vorlage der Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) verkündet hat, halten einer genaueren Betrachtung nicht stand. Schon die Aussage, die Verlängerung der M10 vom Hauptbahnhof zur Turmstraße werde 2021 fertig, ist mit deutlichen Fragezeichen zu versehen. Weil gegenüber ursprünglichen Planungen die Zahl der Fahrten verdoppelt werden soll, müssen Betroffene nun erst einmal erneut angehört werden. Nachdenklich stimmt auch, dass die Verkehrssenatorin für die beschlossene Verlängerung zur Jungfernheide weder einen Zeit- noch einen Kostenrahmen genannt hat. Angesichts des bisher sehr schleppenden Trassenausbaus zwar verständlich, aber nicht gerade eine vertrauensbildende Maßnahme. Da hilft es auch nicht, den Planungsstand von vier weiteren Tramlinien zu veröffentlichen, wenn die fünf von der rot-schwarzen Vorgängerregierung 2015 angeschobenen Linien noch immer nicht realisiert sind. Bislang ist es noch nicht einmal gelungen, den Großteil der Mittel für Planung und Bau von Straßenbahnen im Haushalt überhaupt auszugeben: Von den 2018/2019 insgesamt geplanten 54 Millionen Euro waren es nur knapp zwei Millionen Euro für Straßenbahnen. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, wird das Ziel, die Straßenbahn im ganzen Stadtgebiet überall dort wieder rollen zu lassen, wo S- und U-Bahn unrentabel wären, aber Busse überfüllt sind, erst in 70 Jahren erreicht. Wenn überhaupt.

Pressekontakt:

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Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

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