Bitte keine Wunschzahlen
Kommentar von Isabell Jürgens zu Wohnungs-Neubau
Berlin (ots)
Kurzform:
Weil die landeseigenen Gesellschaften offenbar zur Aufhübschung der Bilanzen dazu gezwungen werden, den Start von immer mehr Bauvorhaben auf die geforderten Listen zu setzen, türmt sich mittlerweile ein beachtlicher Berg von zunehmend mehr Projekten auf, die sich verzögern. Und so kommt es, dass statt der in den Jahren des jährlichen Berichts des Senats über die Neubau-Aktivitäten der städtischen Wohnungsbaugesellschaften, beginnend ab 2017, insgesamt geplanten 30.510 Wohnungen lediglich 23.285 in Angriff genommen wurden. Das entspricht einem Minus von 24 Prozent und wirft die Frage auf, wie sinnvoll ein Bericht ist, der mit immer neuen Wunschzahlen den Blick auf die Wirklichkeit eher verstellt als erhellt. Von der zuständigen Senatorin Katrin Lompscher gibt es leider keine Stellungnahme. Schade.
Der vollständige Kommentar:
Ganz am Anfang dieser Wahlperiode, im Dezember 2016, hatte das Berliner Abgeordnetenhaus beschlossen, dass der Senat jährlich zum 1. Juni einen Bericht über die Neubau-Aktivitäten der sechs städtischen Wohnungsbaugesellschaften vorlegen soll. Ein wichtiger Grund für diesen Beschluss war ein gewisser Dissens insbesondere zwischen der SPD, die das Bauressort bis dahin verantwortet hatte, und den Linken, die es nach den Wahlen Ende 2016 übernommen hatten, wie es mit dem gerade angekurbelten Neubau weitergehen sollte. Eigentlich ein guter Beschluss, der Transparenz in dem für die wachsende Stadt Berlin so wichtigen Sektor des Mietwohnungsbaus schaffen sollte. Und tatsächlich: Wer sich die Mühe macht und sich die in den einzelnen Berichtsjahrgängen veröffentlichten Zahlen anschaut, kann dort einige Erkenntnisse gewinnen. Die Wichtigste: Weil die landeseigenen Gesellschaften offenbar zur Aufhübschung der Bilanzen dazu gezwungen werden, den Start von immer mehr Bauvorhaben auf die geforderten Listen zu setzen, türmt sich mittlerweile ein beachtlicher Berg von zunehmend mehr Projekten auf, die sich verzögern. Und so kommt es, dass statt der in den Berichtsjahren, beginnend ab 2017, insgesamt geplanten 30.510 Wohnungen lediglich 23.285 in Angriff genommen wurden. Das entspricht einem deutlichen Minus von 24 Prozent und wirft die Frage auf, wie sinnvoll ein Bericht ist, der mit immer neuen Wunschzahlen den Blick auf die Wirklichkeit eher verstellt als erhellt. Dazu hätte man die verantwortliche Senatorin Katrin Lompscher gern befragt. Weil aber der diesjährige Bericht zur Schaffung von Wohnraum noch immer nicht vom rot-rot-grünen Senat beschlossen wurde, obwohl der 1. Juni längst verstrichen ist, gibt es leider keine Stellungnahme der zuständigen Senatorin. Schade.
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