Helfen statt nur reden
Kommentar von Jens Anker zum Ärger der Gastro-Branche über die Sperrstunde
Berlin (ots)
Kurzform:
Der Ärger der Gastro-Branche über die Sperrstunde ab 23 Uhr ist verständlich. Denn alle Beteiligten sind sich zwar einig, dass für die stark steigenden Corona-Infektionszahlen Hochzeiten und Partys verantwortlich sind - nicht aber die legale Gastronomie, die nun zusätzlich gebeutelt wird. Mindestens müssten neue Reglementierungen mit neuen Hilfsangeboten verknüpft werden. Diese sind zwar angekündigt, kämen aber im November womöglich zu spät. In dieses Bild passt, dass der Hotelier Michael Zehden im Juni einen Rettungsfonds vorgeschlagen hat, mit dem die Hotel- und Gastronomiebetriebe über den Winter kommen könnten - und das Geld danach zurückzahlen sollen. Der Vorschlag wurde begrüßt, seit sechs Wochen hat Zehden aber nichts vom Senat gehört. Das erweckt den Eindruck, als ob im Senat so mancher den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt hat.
Der vollständige Kommentar:
Die Lage ist ernst - und eine Entspannung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Drei Viertel der Berliner Hotels und Gaststätten befürchten, dass sie die Corona-Krise nicht überleben werden, ergab eine Umfrage unter Mitgliedern des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga. Sie beklagen bis zu 80 Prozent Umsatzrückgang bei gleichbleibenden Fixkosten wie Mieten, Pachten oder Kreditzahlungen. Zwar haben Berlin und der Bund zahlreiche Hilfspakete geschnürt, viele davon sind aber nicht geeignet, die Krise zu bewältigen. Es droht die Überschuldung.
Der Ärger der Gastro-Branche über die nun verhängte Sperrstunde ab 23 Uhr ist daher verständlich. Denn alle Beteiligten sind sich zwar einig, dass für die stark steigenden Corona-Infektionszahlen Hochzeiten und Partys verantwortlich sind - nicht aber die legale Gastronomie, die nun zusätzlich gebeutelt wird. Da die bestehenden Beschränkungen schon nicht systematisch kontrolliert werden, besteht wenig Vertrauen darin, dass das nun anders sein wird.
Mindestens müssten aber neue Reglementierungen mit neuen Hilfsangeboten verknüpft werden, um nicht ein Massensterben von Restaurants, Bars und Hotels noch in diesem Jahr zu riskieren. Diese sind zwar angekündigt, kämen aber im November womöglich schon zu spät, kritisiert die Branche. In dieses Bild passt, dass der Hotelier und ehemalige Aufsichtsratschef der Berliner Tourismus-Werber "Visit Berlin", Michael Zehden, bereits im Juni einen Rettungsfonds vorgeschlagen hat, mit dem die Hotel- und Gastronomiebetriebe über den Winter kommen könnten - und das Geld danach zurückzahlen sollen. Der Vorschlag wurde wohlwollend begrüßt, seit sechs Wochen hat Zehden aber nichts vom Senat gehört. Das erweckt den Eindruck, als ob im Senat so mancher den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt hat.
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