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Eine Frage der Balance - Kommentar von Ulrich Kraetzer

Berlin (ots)

Die Demonstrationen gegen die Corona-Auflagen sind längst mehr als nur Ausdruck des Protests gegen ein paar Verordnungen. Sie sind zur Herausforderung für unsere Gesellschaft geworden.

So dürfte es auch am Mittwoch bei den Demonstrationen vor dem Reichstagsgebäude kommen. Laut Aufruf will das "Netzwerk Impfentscheid" zwar nur gegen Änderungen des Infektionsschutzgesetzes protestieren.

Einfinden dürften sich auch Neonazis und Reichsbürger, Antisemiten und Verschwörungsideologen - und viele, die sich zwar als Teil der "Mitte der Gesellschaft" sehen, aber doch verfassungsfeindliche oder umstürzlerische Forderungen erheben.

Ohne Masken und Abstand befördern viele Demonstranten zudem eine weitere Virus-Ausbreitung. Sie gefährden damit nicht nur sich selbst - sondern uns alle. Der Ruf nach einem "harten" Vorgehen der Polizei ist also durchaus verständlich. Aber ist er auch klug?

Für den Corona-Protest gilt, was bei allen radikalen Bewegungen gilt: Je martialischer der Staat auftritt, desto leichter fällt es Extremisten, ihren Opfermythos zu nähren und sich in Verschwörungsideologien einzuigeln. Für Argumente sind solche Menschen dann kaum noch zugänglich. Für die Demokratie sind sie oft verloren

Der Ruf nach Wasserwerfern hilft daher nicht weiter. Der Staat darf sich vielmehr zwar nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Er muss aber maßvoll agieren. Tut er das nicht, steht nicht nur unsere Gesundheit auf dem Spiel - sondern auch der Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

Pressekontakt:

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Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

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