Es sind unsere Flüchtlinge
Kommentar von Joachim Fahrun zu Afghanistan
Berlin (ots)
Kurzform: Die Luftbrücke wird möglicherweise schon bald eingestellt, dennoch werden weitere Menschen aus Afghanistan kommen. Keine Millionen, denn der Landweg nach Europa ist überaus schwierig. Dennoch ist es geboten, sich darauf einzustellen, Unterkünfte herzurichten und neue Willkommensklassen für die Kinder vorzubereiten. Deutschland und Berlin können sich nicht wegducken. Es war auch unser Krieg, es war unser Scheitern. Deswegen sind die Taliban-Gegner auch unsere Flüchtlinge, die wir großzügig aufnehmen müssen.
Der vollständige Kommentar: Nun sind sie da, die ersten früheren Ortskräfte der Bundeswehr, ihre Familien und weitere Afghanen, die es geschafft haben, im Chaos auf dem Kabuler Flughafen an Bord einer rettenden Maschine zu gelangen. Niemand bezweifelt, dass sie unter dem unberechenbaren Taliban-Regime in Lebensgefahr schwebten. Sie haben den Westen unterstützt, um am Hindukusch einen funktionierenden und einigermaßen demokratischen Staat aufzubauen. Dass dieses Projekt gescheitert ist, darf man den Ortskräften und anderen aufgeklärten Afghanen nicht anlasten.
Deutschland wird sich nach allen Aussagen der Politik um das Wohlergehen seiner einstigen Verbündeten kümmern. Ortskräfte kommen in ein beschleunigtes Asylverfahren. Aber wir müssen uns auch denjenigen gegenüber als offen zeigen, die vielleicht keinen direkten Nachweis früherer Tätigkeiten für die Bundeswehr erbringen können. Wer auf so dramatische Weise mit nichts als dem Leben geflüchtet ist, hatte sicher einen zwingenden Grund.
In Berlin werden zunächst ein paar Hundert dieser ausgeflogenen Flüchtlinge erwartet. Sie werden hier zunächst registriert, versorgt, manche in andere Bundesländer weiterverteilt. Das kann die Stadt leisten, die Strukturen sind da, selbst wenn es Tausende werden sollten. Die Luftbrücke wird möglicherweise schon bald eingestellt, dennoch werden weitere Menschen aus Afghanistan kommen. Keine Millionen, denn der Landweg nach Europa ist überaus schwierig. Dennoch ist es geboten, sich darauf einzustellen, Unterkünfte herzurichten und neue Willkommensklassen für die Kinder vorzubereiten. Deutschland und Berlin können sich nicht wegducken. Es war auch unser Krieg, es war unser Scheitern. Deswegen sind die Taliban-Gegner auch unsere Flüchtlinge, die wir großzügig aufnehmen müssen.
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