Es droht ein neues Unheil - Kommentar von Jens Anker
Berlin (ots)
Die Zahlen lassen leider nichts Gutes erwarten. Stück für Stück schleichen die Inzidenzen sich wieder an den kritischen Punkt der 100er-Marke heran. Sollte sie darüber hinaus steigen, werden neue Diskussionen um die Konsequenzen entbrennen.
Es ist durchaus möglich, dass dann erneut über Schließungen öffentlicher Bereiche entschieden werden muss, um die Lage nicht weiter aus dem Ruder laufen zu lassen.
Das wäre bedauerlich, weil es so vermeidbar ist. Während im Frühjahr und auch noch Anfang des Sommers die Leute anstanden, um sich eine der begehrten Impfdosen verabreichen zu lassen, liegt der Impfstoff jetzt in den Regalen der Arztpraxen und Impfzentren herum.
Zwar sind rund 65 Prozent der Berlinerinnen und Berliner bereits mindestens einmal geimpft, aber die Quote steigt täglich nur noch im Promillebereich. Das wird aber nicht ausreichen, um die steigenden Infektionszahlen in den Griff zu bekommen. Hohe Inzidenzen bei 35 Prozent Ungeimpften werden unweigerlich zu einem Anstieg der schweren Verläufe und der Intensivpatienten führen.
Bei den politisch Handelnden macht sich deshalb ein wenig Resignation breit. Offenbar gelingt es auch nach vielen Monaten nicht, in alle gesellschaftlichen Bereiche vorzudringen und erfolgreich um Verantwortung für das große Ganze zu werben.
Der Appell des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD), in Sportvereinen, Gaststätten und Kultureinrichtungen weiter für das Impfen zu werben, ist deshalb kein politischer Offenbarungseid, sondern ein notwendiger Schritt, um neue Dramen im Herbst und Winter zu vermeiden.
Die Pandemie ist eben nicht nur ein politisches Problem, das sich einfach wegbeschließen lässt. Sie betrifft alle Menschen, die ihren Teil an Verantwortung übernehmen müssen, um sie erfolgreich zu bekämpfen.
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