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Mehr Befugnisse für Pflegekräfte - Kommentar von Joachim Fahrun

Berlin (ots)

Als Baby-Boomer sollte man sich Sorgen machen. Wer in zehn oder 20 Jahren das Alter erreicht, in dem relativ viele Menschen auf Pflege angewiesen sind, wird keineswegs sicher sein, dass es dann noch ausreichend Menschen gibt, die diese Aufgabe übernehmen wollen.

Der Gesetzgeber hat in den vergangenen Jahren den Kreis derjenigen ausgeweitet, die Anspruch auf Pflegeleistungen haben. Das ist gut. Merkwürdig nur, dass erst die Krankenkasse Barmer berechnen muss, wie diese Veränderungen sich auf die Zahl der Pflegebedürftigen auswirkt. Dabei ist der Effekt erheblich. Allein in Berlin wird es 2030 zusätzlich 43.000 Pflegebedürftige geben als bisher angenommen.

Auch dass Pflegekräfte mehr Geld bekommen sollen, ist zu begrüßen. Aber bisher hat niemand in der Politik erklärt, wie diese zusätzlichen Kosten aufgefangen werden sollen. Schon jetzt kostet ein Platz im Pflegeheim in Berlin im Durchschnitt 2100 Euro im Monat als Eigenanteil. Wenn das Land Berlin wie vorgeschrieben die Investitionskosten der Heime übernähme, wäre eine deutliche Entlastung drin.

Am bedrohlichsten aber ist der drückende Mangel an Personal. Dabei ließen sich die Bedingungen schnell verbessern. Es ist unwürdig, umständlich und schreckt akademisch gebildete Pflegeprofis aus dem Ausland ab, dass sie in Deutschland für viele ihrer täglichen Leistungen Ärzte einschalten müssen. Nicht einmal Wunden versorgen dürfen sie ohne Verordnung eines Mediziners.

Wer den Pflegeberuf aufwerten möchte, muss zuerst die Arzt-Zentrierung des deutschen Systems beenden und den Menschen an den Betten mehr Verantwortung geben. Ohne dies rutschen wir in den Pflegenotstand.

Pressekontakt:

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Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

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