Berliner Morgenpost: Durchsetzen oder sein lassen
Kommentar von Jessica Hanack zum Berliner Hunderegister
Berlin (ots)
Kurzform: Drohen in der Praxis keine Strafen, sinkt der Anreiz, die Anmeldepflicht zu erfüllen. Wenn Berlin also die Notwendigkeit für das staatliche Hunderegister sieht, muss das auch durchgesetzt werden. Sonst sind die Besitzer, die ihren Hund anmelden und die Extrakosten tragen, am Ende die Bestraften.
Der vollständige Kommentar: Das Anfang des Jahres eingeführte kostenpflichtige Hunderegister in Berlin ist bislang nur bedingt erfolgreich. Erst ein Drittel der Hundebesitzer hat sein Haustier angemeldet, und das, obwohl seit Juli hohe Strafen drohen, wenn ein Vierbeiner nicht eingetragen wurde. Viele Halter hatten den Nutzen des neuen Registers von Beginn an bezweifelt. Weil die Begründung, dass so entlaufene Hunde schneller identifiziert werden können, zwar einleuchtend klingt, es genau dafür aber schon bewährte und kostenlose Registrierungsmöglichkeiten auf Privatplattformen gibt. In der Konsequenz scheinen viele Berliner nun auf die Anmeldung ihres Hundes zu verzichten. Zumal bis Ende September kein einziger Halter wegen einer Nichtregistrierung belangt wurde.
Für die Kontrollen sind die Ordnungsämter der Berliner Bezirke zuständig - die schon jetzt nicht über Arbeitsmangel klagen. Im Gegenteil: Immer wieder heißt es aus den Bezirken, es gebe zu wenig Personal, um beispielsweise illegale Müllentsorgungen oder Falschparker konsequent zu ahnden. Es ist also zumindest fraglich, ob die Kontrollen der Hunde und ihrer Registrierung überhaupt leistbar sind. Bei einer Priorisierung der Aufgaben dürften die Gewährleistung von Verkehrssicherheit oder die Sauberkeit im öffentlichen Raum in der Regel aber als wichtiger gelten als die Frage, ob ein Hund in einem Register auftaucht oder nicht.
Auf der anderen Seite gilt: Drohen in der Praxis keine Strafen, sinkt der Anreiz, die Anmeldepflicht zu erfüllen. Wenn Berlin also die Notwendigkeit für das staatliche Hunderegister sieht, muss das auch durchgesetzt werden. Sonst sind die Besitzer, die ihren Hund anmelden und die Extrakosten tragen, am Ende die Bestraften.
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