Grauzonen ausleuchten
Möbliertes Vermieten verschärft die Wohnungsnot
Kommentar von Isabell Jürgens
Berlin (ots)
Der Mietspiegel soll Mietern und Vermietern gleichermaßen eine Übersicht über die ortsübliche Vergleichsmiete ermöglichen. Der Berliner Mietspiegel weist eine Durchschnittsmiete von 6,79 Euro je Quadratmeter und Monat aus. Je nach Baualter, Lage und Ausstattung kann die Miete auch deutlich darüberliegen. Wenn allerdings mehr als 30 Euro je Quadratmeter und Monat verlangt werden, hat das mit einer angemessenen Miete nichts mehr zu tun. Doch in Berlin werden genau solche Mieten zunehmend verlangt.
Möglich machen es Schlupflöcher im Mietrecht, die bei der Vermietung befristeter und möblierter Wohnungen weit offen stehen. Die Umgehung der seit 2015 geltenden Mietpreisbremse fällt bei den so vermieteten Wohnungen besonders leicht, was sich immer mehr Vermieter zunutze machen. Mittlerweile wird mehr als die Hälfte der auf den Vermietungsplattformen online angebotenen Wohnungen nur noch möbliert angeboten.
Was für Zuziehende durchaus ein attraktives Angebot sein kann, ist für wohnungssuchende Berliner eine Katastrophe. Das Angebot bezahlbarer Wohnungen sinkt dadurch dramatisch, und mit einer nur befristeten Vermietung ist ihnen ohnehin nicht gedient.
Zu Recht fordert daher der Mieterverein mehr Transparenz bei möblierter Vermietung. So muss der Möblierungszuschlag endlich verpflichtend gesondert ausgewiesen werden, das Datum der Anschaffung sowie der Kaufpreis müssen beziffert werden, damit sich die Angemessenheit überprüfen lässt. Auch der grundlos befristeten Vermietung nur zum "vorübergehenden Gebrauch" muss ein Riegel vorgeschoben werden. Hier ist der Bund gefragt, denn Mietrecht ist Bundesrecht.
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