Berliner Morgenpost: Ja zu einfachen Reparaturen
Kommentar von Rieke Smit
Berlin (ots)
Statt eines Neukaufs sollen "Reparaturen zum neuen Normal" werden, sagt EU-Verbraucherschutzkommissar Didier Reynders zum Gesetzentwurf der EU-Kommission. Es ist eine gute Idee, Reparaturen von Gebrauchtwaren und den Kauf von Ersatzteilen zu erleichtern. Bei jährlich vier Millionen Tonnen Elektroschrott in der Europäischen Union wird es Zeit für mehr Anreize. Es muss wieder Sinn ergeben, die eigenen Geräte auf Vordermann zu bringen, anstatt sie wegzuschmeißen. Das neue Gesetz macht da Hoffnung. Denn so wie es ist, kann es nicht bleiben. Dass nach durchschnittlich drei Jahren das alte Handy in den Schrott wandert und ein neues Modell gekauft wird, nur weil zum Beispiel der Akku den Geist aufgegeben hat, muss ein Ende haben.
Smartphones sollen mit dem EU-Vorschlag ein Lebensjahr dazu gewinnen, Wasserkocher könnten ebenfalls repariert werden. Waschmaschinen oder große Haushaltsgeräte sollten nur in die Werkstatt wandern, wenn sie bereits energieeffizient sind. Damit passt die Idee perfekt zum aktuellen Nachhaltigkeitstrend - und klingt fast zu perfekt, um wahr zu sein.
Glaubhaft wird das Konzept aber erst, wenn das Recht auf Reparatur wirklich einfacher und erschwinglicher ist, als sich etwas Neues zu kaufen. Dafür braucht es im Gesetzentwurf ganz klare Regelungen dazu, was, wie und wo etwas zu reparieren ist; oder eben nicht. Niemand sollte lange Verhandlungen mit dem Kundenservice, Wartezeiten auf Ersatzteile oder unverhältnismäßig hohe Kosten in Kauf nehmen müssen, um die Gebrauchtwaren zu erneuern. Sonst entscheiden sich Kunden am Ende doch wieder für ein neues Gerät - und damit für den aktuell noch einfacheren Weg.
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