Berliner Morgenpost: Unsinnige Debatten - Kommentar von Isabell Jürgens zum Berliner Mietspiegel
Berlin (ots)
7,16 Euro pro Quadratmeter und Monat. Das ist die neue Durchschnittsmiete, die der Berliner Mietspiegel 2023 ausweist - und damit für heftige Kontroversen sorgt. Der Mietspiegel sei ein Mieterhöhungsinstrument, beklagen Linke und Grüne sowie Mietervertreter. Angesichts der Preisentwicklung monieren Eigentümerverbände und die FDP, dass die ausgewiesene Mietsteigerung mit 2,7 Prozent pro Jahr alles andere als auskömmlich sei.
Und während sich Politiker je nach Parteizugehörigkeit ordentlich beharken, fragen sich Wohnungssuchende in Berlin verwundert, warum der Mietenspiegel so gar nichts mit aktuell am Markt verlangten Mieten zu tun hat, die auf den Immobilienportalen aufgerufen werden. 2022 waren das durchschnittlich 11,50 Euro pro Quadratmeter und Monat.
Zur Erklärung: In den Mietspiegel fließen laut Gesetz lediglich Bestandsmieten ein - und zwar nur solche, deren Miete in den vergangenen sechs Jahren eine Veränderung - zumeist durch Mieterhöhungsverlangen des Vermieters - erfahren haben. Ausgenommen sind zudem die meist deutlich teureren Neubauwohnungen sowie Sozialwohnungen mit Mietpreisbindung. Zudem handelt es sich um einen berlinweiten Durchschnittswert. Wer sich die Mühe macht und in der Tabelle die Mietpreisspannen genauer anschaut, stellt schnell fest, dass das Spektrum von 5,09 Euro bis 16,11 Euro reicht. Die Enttäuschung von Interessenvertretern der Vermieter und der Mieter mag verständlich sein. Gerechtfertigt ist sie nicht. Der Mietspiegel muss den Mietwohnungsmarkt genau widerspiegeln. Tut er das nicht, nützt er im Falle eines Rechtsstreits weder Mietern noch Vermietern. Das sollte allen bewusst sein.
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